Wir nutzen es täglich … es bedeckt 71 Prozent der Erdoberfläche … und wir wissen in Deutschland unser Glück nicht zu schätzen, dass es täglich frisch aus dem Wasserhahn zur Verfügung steht: Wasser – eine knappe Ressource. Wasser – unsere wichtigste Ressource. „Wasser ist politisch“, so die Aussage von Dr. habil. Johannes Cullmann von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), Stabsstelle Internationale Vernetzung, der mit einem digitalen Impulsvortrag in das Thema des ISSO Nachhaltigkeitsworkshops am 24.06.2025 einführte.

Wasser betrifft das ganze Gemeinwesen

Wasser darf nicht Zweck von Profit- oder Gewinnorientierung werden. Es gehört weltweit geschützt. Im Dezember 2020 formulierte das EU-Parlament unter anderem höhere Qualitätsstandards für Trinkwasser und fördert seitdem den Zugang im öffentlichen Raum, zum Beispiel indem sie den Bau von Trinkwasserspendern an öffentlichen Orten vorsieht. Nun sind die Mitgliedsstaaten am Zug, die die Richtlinie noch innerstaatlich umsetzten müssen.

Cullmann ist sich darüber bewusst, dass mehr Wissenstransfer in Sachen Wasser nötig ist. Es braucht mehr Informationen über den weltweiten Wasserkreislauf, damit ein kluger Umgang mit dieser knappen Ressource seitens der Politik eingefordert werden kann. Es ist schwer vorstellbar, dass die ganze Welt durch ihre Quellen und Wasserläufe miteinander verbunden ist. 50 Prozent des internen Wasserverbrauchs müssen aus nicht heimischen Quellen gedeckt werden: Deutschland wird mit Wasser aus Nordafrika, Portugal und Mittelasien versorgt. Bisher haben wir längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, wie wir nachhaltig mit Wasser umgehen und es speichern oder sinnvoll – im Sinne von Energieeffizienz – einsetzen können, so das Credo von Cullmann, der außerdem mit einem Blick auf Bäume und Wälder von Wasserpumpen sprach, die einen großartigen Beitrag zum Wasserkreislauf liefern.

Städtische Wasserhaushalte: Oberflächenabflüsse vs. Schwammstädte und Grünflächen

Welche Herausforderungen und Besonderheiten Wasser für den städtischen Wasserhaushalt darstellt, erläuterte Katharina Plokarz, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Ingenieurwesen den neuen Bachelorstudiengang an der Hochschule Koblenz mit betreut. Für den urbanen Raum sieht sie vor allem Herausforderungen im Wasserverbrauch, für den das Wasser meist aus anderen Regionen bezogen wird. Zu viele versiegelte Flächen behindern eine natürliche Versickerung des Regenwassers, welches somit dem Wasserkreislauf entzogen wird. Daraus ergeben sich hydrologische Folgen, die sich durch zu schnelle Oberflächenabflüsse zu einer Hochwassergefahr entwickeln oder bei sinkenden Grundwasserständen die Flüsse austrocknen.

Links Dr. Julia Kleinteich, hinter der Praxisstation „Versickerungsboxen“ Katharina Plokarz (Foto: Beatrix Sieben, ISSO)

Erst wenn Städte Wasser wie ein Schwamm aufnehmen, speichern und zeitversetzt wieder abgeben können, nutzen wir die Ressource Wasser zukunftsgerecht. Plokarz wünscht sich insgesamt eine Reduzierung des Oberflächenabflusses, der sich durch weitere Grünflächen mit Versickerungssystemen sowie Dach- und Fassadenbegrünungen erreichen lässt, was zusätzlich noch zu einem verbesserten Stadtklima beiträgt.

Wenig Wasser oder viel Wasser – die Flüsse leiden still und leise

In ihrem Impulsbeitrag zu Flüssen im Klima-Stress betrachtete die Diplom-Biologin Dr. Julia Kleinteich von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), Referat U2 Mikrobielle Ökologie, die Auswirkungen des Klimawandels auf deutsche Flusssysteme und beschrieb als Kernprobleme:

  • Wasserknappheit und Abflussveränderungen:
    Durch Hitzewellen, Trockenperioden und veränderte Niederschlagsmuster sinken Flusspegel (zum Beispiel von Rhein und Elbe) und die Grundwasserneubildung nimmt ab.
  • Wasserqualität:
    Steigende Temperaturen und geringe Fließgeschwindigkeit begünstigen das Wachstum von Cyanobakterien (Blaualgen), zum Beispiel Microcystis aeruginosa in der Mosel seit 2017.
  • Folgen von Algenblüten:
    Sauerstoffmangel, Toxine, Fischsterben – zum Beispiel Oder-Katastrophe 2022 mit massenhaftem Fischsterben durch Prymnesium parvum unter Einfluss von Hitze und Salz.
  • Stoffeinträge und Schadstoffe:
    Bei Hochwasser oder Starkregen werden Schadstoffe, Pflanzenschutzmittel und Abwässer verstärkt mobilisiert und eingetragen.
  • Monitoring und Modellierung:
    Die BfG entwickelt unter anderem 14-Tage- und 6-Wochen-Vorhersagen für Wasserstände sowie Langzeitprojektionen bis 2100.

Die BfG plädiert für präventive und koordinierte Maßnahmen, um Resilienz im Wasserhaushalt zu stärken, hierzu gehören Auenrenaturierung, dezentrale Regenwasserspeicherung sowie die Umsetzung nationaler Programme: Wasserstrategie (BMUV), Niedrigwasser-Aktionsplan Rhein, Klimaanpassungsstrategie (DAS). Das Entwickeln einer Schwammstadt ist für die BfG ebenfalls ein erstrebenswertes Ziel.

Interdisziplinäre Studiengänge rund ums Thema Wasser in Koblenz

Für die neuen Studiengänge an der Hochschule Koblenz und an der Universität Koblenz warb Prof. Dr. Wolfgang Imhof und gab dabei einen umfassenden Überblick über die Forschungsschwerpunkte des Fachbereichs 3 der Universität Koblenz. Das Querschnittsthema „Wasser“ zieht sich durch viele Fachgebiete und Projekte.

Der Bereich Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Geographie, Physik) arbeitet eng mit der Hochschule Koblenz und der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) zusammen. Die Universität Koblenz adressiert Wasserfragen interdisziplinär, praxisorientiert und mit starker institutioneller Vernetzung – sowohl im ökologischen als auch im technologischen Kontext. Praxisnahe Bachelor- und Masterangebote mit ingenieur- und naturwissenschaftlichem Fokus im Bereich Wasser und Umwelt sollen das wichtige Thema auch für Studierende attraktiv machen. Der Standort Koblenz eignet sich ganz besonders, da die Stadt selbst an Rhein und Mosel liegt und in der näheren Umgebung zusätzlich noch die Lahn und die Ahr fließen bzw. in den Rhein münden.

Einige aktuelle Forschungsschwerpunkte:

  • Aquatische Ökosystemanalyse (Prof. Dumack): Fokus auf Nuclearia-Amöben, die möglicherweise das Wachstum von Blaualgen in der Mosel eindämmen.
  • Umweltgeochemie (Prof. Nowak): EU-Projekt zur Rückhaltung von PFAS (per- und polyfluorierte Substanzen) mit superabsorbierenden Polymeren.
  • Organische Chemie (Prof. Imhof): Entwicklung von NMR-Methoden zur Quantifizierung von Mikroplastik (zum Beispiel PET, PVC, Reifenabrieb).
  • Physische Geographie (Prof. Kehl): Monitoring der Wiedervernässung von Moorgebieten, mit positiven Effekten auf die Klimastabilität.
  • Anorganische Chemie (Prof. Mascotto): Entwicklung poröser Photokatalysatoren zur Wasseraufbereitung.
  • Zoologie (Prof. Fischer) und Bioorganische Chemie (Prof. Hopp): Analyse von Hautsekreten bei Amphibien zur Untersuchung von Schutzfunktionen und biomedizinischen Anwendungen.

Praktisches zum Anfassen und Ausprobieren

Wasserspiel

Ein künstlerisch hochwertiges Wasserspiel für kleine und große Leute stellte der Soroptimist International (SI) Club Koblenz vor. Dabei erhalten alle Spielenden viele Informationen rund um das Thema Wasser. Das Spiel wird gegen eine Spende gerne zur Verfügung gestellt. (Kontakt: Tanja Knebel oder Verena Wiedenhues, https://www.si-club-koblenz.de/)

Ergänzt wurde das praktische Angebot durch zwei weitere Stationen: Die Hochschule Koblenz brachte eine interaktive Versickerungsbox mit, die anschaulich vermittelte, wie unterschiedlich versiegelte und unversiegelte Flächen auf Regenwasser reagieren. So wurde direkt erlebbar, welche Bedeutung eine durchlässige Gestaltung von Stadt- und Gartenflächen für den Wasserkreislauf hat.

Eine Leihgabe des Hornbach Koblenz zeigte zudem, wie Regenwasser auf einfache und zugleich ästhetische Weise gesammelt und genutzt werden kann – ein ansprechendes Beispiel für funktionale Gestaltung im Sinne der Nachhaltigkeit.

Link zur Reihe und zum Programm des Workshops: https://isso.de/nh/

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