Der Klimawandel hat längst erhebliche Auswirkungen auf unsere Städte. Das kann sich schlagartig durch extreme Wetterlagen zeigen wie 2021 im Ahrtal und kürzlich im spanischen Valencia, aber auch mittel- und langfristig durch veränderte Temperaturen, sinkende Grundwasserspiegel und mehr. Jede Stadt ist gefordert, ihre besondere Lage und ihre möglichen Maßnahmen in der Anpassung an Klimaveränderungen zu untersuchen und auch zu handeln.
Mit der Veranstaltung „Gutes Bauen – die grüne Stadt der Zukunft“ haben vier Akteure dazu ein rundes Programm angeboten: Die Generaldirektion Kulturelles Erbe GDKE als verantwortliche Stelle für die denkmalgeschützten Landesimmobilien, aber auch für öffentliche Parks und Gärten; der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, der Bund Deutscher Baumeister mit überregionalen Verbindungen und ISSO als Akteur der regionalen Vernetzung und dem Blick auf eine nachhaltige Zukunftsgestaltung.
Von welchen Städten können wir lernen? Dazu gab es als Einführung einen Videoclip aus Barcelona, wo ganze Quartiere gezielt nach Klimaschutzaspekten verändert werden [1]. Die Steuerung in der Metropole Barcelona erfolgt über eine Vielzahl von Umwelt-Sensoren, die zugleich ein ständig aktualisiertes Abbild der Klimasituation erzeugen.
Was tut Koblenz in Sachen kommunaler Klimaschutz?
Hierzu konnte Oberbürgermeister David Langner Stellung nehmen: Koblenz erstellt im Rahmen einer Bundesförderung ein Klimaanpassungskonzept, was zunächst in einer Bestandaufnahme von Orten, Einrichtungen oder Infrastruktur besteht, die besonders betroffen sind oder klimatische Einflüsse abmildern könnten. Zu Klimafragen wurden Bürgerbeteiligungen einbezogen, die unter anderen in dem Radentscheid [2] mündeten, wo nun eine erste Strecke im Koblenzer Zentrum als bevorrechtigte Fahrradstraße ausgewiesen ist.
Martin Görlitz (ISSO) wies darauf hin, dass es bei dem großen Thema Klimawandel auf ein aktives Zusammenwirken von Verwaltung und Bürgern ankommt, so dass am Ende nicht nur Ergebnisse von Befragungen in Schubladen landen. Eine Vorreiterrolle zeigt hier die Stadt Helsinki, die ihre gesamten auf Umweltfragen bezogenen Datenbestände zur Nutzung anbietet und hierzu unter dem Begriff HRI (Helsinki Region Infoshare [3]) ein Datenportal eingerichtet hat. Bürger können mit Unterstützung der Verwaltung innovative Ideen wie Mitfahrer-Apps und ähnliches tatsächlich umsetzen. So werden die Bürger zu Handelnden in Sachen Klimaschutz [4].
Den Hauptteil der Veranstaltung [5] bildeten mehrere Vorträge, wobei Cord Panning, Geschäftsführer im Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, zu einer der guten Botschaften des Abends beitragen konnte: Der Klimawandel setzt unseren Parks und Wäldern heute bereits erheblich zu. Durch gezielte Naturverjüngung und Methoden der Epigenetik sind jedoch möglicherweise Pflanzen in der Lage, schneller als bei normaler Generationenfolge auf den Klimawandel zu reagieren. Ob schnell genug angesichts der globalen Veränderungen, bleibt offen. Ähnliche Versuche finden auch am Mittelrhein statt, um einen klimaresilienten Mischwald mit lokalen Arten entstehen zu lassen. Der Ausbau einer grünen Lunge mit Anlaufstellen an den ehemaligen Festungsgeländen geht sicherlich auch in die richtige Richtung, was die Nutzung von kulturellem Erbe und die Schaffung von stadtnahen Grünflächen angeht. Ob Koblenz sich allerdings im 21. Jahrhundert als „Festungsstadt“ etablieren will und somit auf überholte Herrscherstrukturen hinweist, das sollte noch einmal überdacht werden, so der Kommentar von Roland Horne.
Alle Mitwirkenden und auch Teilnehmenden waren sich im Austausch einig, es braucht Diskussionsraum und viel Kommunikation zwischen Zivilgesellschaft und Stadt, aber auch interdisziplinär zwischen den Fachbereichen. Das Einbeziehen der Hochschulen und überregionaler Expertise kann dabei ebenfalls nützlich sein. Um vor der Größe der Aufgaben nicht zu verzagen, könnten Bürgerinnen und Bürger mit der Verwaltung in konkreten Projekten zusammenarbeiten.
Die Initiatoren des Abends werden hierzu ein Vorschlagspapier erarbeiten.
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[1] Eine längere Doku hier auf Youtube
[2] Siehe https://radentscheid-koblenz.de/
[3] Siehe Link (Stadt Helsinki)
[4] Infofilm dazu auf Youtube
[5] Siehe ISSO Seite https://isso.de/blog/2024/08/14/gutes-bauen/