Die Donnerstagsvorträge werden ausgerichtet von der Gleichstellungsstelle und der Stadtbibliothek der Stadt Koblenz. Das Veranstaltungsformat bietet jährlich interessante gesellschaftsrelevante Themen an, die sich inhaltlich eher an Frauen richten. Natürlich sind aber auch Männer bei den Veranstaltungen willkommen. Ein Impulsvortrag leitet in das jeweilige Thema ein und danach bietet sich die Möglichkeit zum Gespräch zwischen Publikum und Vortragenden. Dieses spezielle Vortragsangebot findet bewusst in den Sommermonaten statt und bietet so gerade den Menschen einen Brain Snack oder eine Inspiration, die nicht verreist sind.
Aktuelle Themen 2024:
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Auch gut! Neue Impulse zum Frausein, zu gesellschaftlichen Erwartungen und dem eigenen Timing ab 30 – Jennifer Klinge.
- Die Verschmelzung von Geschlecht und Raum Feministische Stadtplanung: Was ist das? – Astrid Fries.
- Ein Leben zwischen fremden Erwartungen und eigenen Ansprüchen.
Wie Frauen Mental Load meistern — Beatrix Sieben. - 5 Schlüssel in ein leichteres Leben.
Wie gelingt es, optimistischer durchs Leben zu kommen? — Ulrike Köppen.
Der Beitrag von Beatrix Sieben aus dem ISSO-Team beschäftigte sich mit der Überlegung: „Ein Leben zwischen fremden Erwartungen und eigenen Ansprüchen – Wie Frauen Mental Load meistern“. Ein Thema, welches besonders während der Coronapandemie sehr breit diskutiert worden war und seitdem auf der Agenda steht.
„Mental Load bezeichnet die Last der alltäglichen, unsichtbaren Verantwortung für das Organisieren von Haushalt und Familie im Privaten, das Koordinieren und Vermitteln in Teams im beruflichen Kontext sowie die Beziehungspflege und das Auffangen der Bedürfnisse und Befindlichkeiten aller Beteiligten in beiden Bereichen.“
Quelle: Arbeitsgruppe Equal Care Day
Wenn Frauen in unserer Gesellschaft immer noch die Hauptlast tragen, was Beziehungspflege angeht, und ihr Anteil in der Kranken- oder Altenpflege sogar bei ca. 80 % liegt, dann lässt sich einfach ableiten, dass dieses Thema Frauen besonders angeht. So war es nicht verwunderlich, dass bei der Veranstaltung in der Stadtbibliothek am 25.07.2024 ca. 70 Frauen und ein (!) Mann anwesend waren.
Um Mental Load nachhaltig zu reduzieren, ist eine breitere Verteilung von unsichtbarer Alltagsarbeit notwendig, die Frauen häufig neben oder nach der Arbeit stemmen. Es geht also auch darum, diese Arbeiten sichtbar zu machen. Was dem zweiten Aspekt von Mental Load zugutekäme, denn dabei geht es um Anerkennung für die geleistete Arbeit.
Wenn Frauen zukünftig nicht in die Falle tappen wollen, dass sie den männlichen und gesellschaftlichen Zuschreibungen als „das sozialere Wesen“ folgen wollen, dann tun sie gut daran, herauszufinden, welchen inneren „Treibern“ sie folgen, und für sich selbst einige Fragen zu klären: Wer bestimmt über mein Leben? Wie frei bin ich, wenn ich Entscheidungen treffe? Welche Erwartungen möchte ich erfüllen? Was hat mein Denken bisher beeinflusst und will ich dieses Denken zukünftig beibehalten?
Es ist eine gute und auch notwendige Reflexion, herauszufinden, wie es zu den eigenen Ansprüchen und Erwartungen gekommen ist. Denn Last trägt sich schlechter, wenn wir sie uns nicht freiwillig aufladen.
Blickt man einmal hinter die Kulissen, dann verstehen sich Frauen nicht nur als Macherinnen, gerne wollen sie auch sinnstiftend agieren: Langfristige Beziehungen aufzubauen und verbindliche Freundschaften einzugehen, ist ihnen ebenso wichtig, wie für das Wohl aller mit Sorge zu tragen. Nicht immer erhalten sie dafür die angemessene Anerkennung. Und sehr häufig stellen sie sich dann die Frage: Wo bleibe ich – neben Beruf, Partnerschaft, Mutterrolle und sonstigen sozialen Verpflichtungen? Ist es wirklich das, was ich will im Leben?
Es gibt darauf aber nicht nur eine Antwort, denn Menschen können Unglaubliches leisten, wenn sie ihrer eigenen Berufung folgen, ihre Talente nutzen und sich herausfordernde Ziele setzen. Die Suche nach Anerkennung beginnt dort, wo die Ziele und Entscheidungen nicht übereinstimmen mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen.
Gibt es einen Weg aus der Mental-Load-Falle?
Wie erkennen wir denn, dass wir in eigener Sache unterwegs sind und nicht nur als Handlanger von anderen Menschen, die uns beeinflussen – vielleicht sogar, ohne dass wir es selber merken? Eltern spielen dabei eine große Rolle, manchmal natürlich auch Partner*innen oder Leitbilder, die wie idealisierte Wunschbilder des eigenen Selbst die Richtung vorgeben. Wenn dann zur vollbrachten Arbeit noch der Mangel an Anerkennung kommt, landet die Motivation schnell im Keller. Es braucht also Selbstreflexion und eine sehr klare Entscheidung: Was will ich erreichen? Welche Werte strebe ich an? Manchmal braucht es auch eine Antwort auf die Frage: Wie lässt sich aus dem „Zuviel“ ein „Angemessen“ gestalten? Und wie lässt sich der unsichtbare Stress in unseren Köpfen auflösen? Es gibt viele Möglichkeiten, nach Unterstützung zu suchen, doch das gelingt dann besser, wenn die eigenen Ansprüche und Erwartungen nicht ganz so hoch geschraubt werden. Aus dieser Falle können sich Frauen befreien: Niemand muss perfekt sein!
Die Referentin, Beatrix Sieben, ist Führungskräfte-Coach, Moderatorin und Transformation Mentorin und arbeitet regelmäßig in diesen Bereichen. Sie war zuvor viele Jahre als Managerin in der Gesundheitsbranche tätig, gestaltet heute das inhaltliche Programm von ISSO und leitet Seminare.
Wer die eigenen Prioritäten für die persönliche Lebensplanung noch einmal überprüfen will, dem sei das Seminar „Stark im Beruf“ aus der Seminarreihe „Gleichschaltung voranbringen – Starke Frauen braucht das Land“ empfohlen.
„Stark im Beruf“ – darum geht es:
- Männer und Frauen sind und agieren anders.
- Gelernte Stereotype
- Fakten aus dem Berufsumfeld: Gender Gap und Gehaltsunterschiede
- Stärkung des Selbstwerts
- Eigene Rolle kennen und ausbauen
- Durchsetzungsfähigkeit erhöhen
- Persönliche Entscheidungsfähigkeit verbessern
- Zielklarheit für die eigene persönliche Entwicklung gewinnen und erarbeiten
Referentin: Beatrix Sieben
Nächster Termin: 23. August 2024 von 9.30 bis 16.30 Uhr. Es sind nur noch wenige Plätze frei!
Weitere Informationen zur Reihe und Anmeldung unter:
https://isso.de/seminar_starke_frauen/