Eingeladen hatte der Stadtgarten e.V., um für ein Viertel – auf Kölsch „Veedel“ genannt – mit weniger Autos und mehr Bäumen zu werben. Zur Unterstützung brachte Dörte Gatermann vom Haus der Architektur direkt ein Dutzend roter Stühle vom Neumarkt in der Kölner Innenstadt mit. Sie sind Teile des Kölner Projekts „1000 Stühle 1000 Bäume“, das ähnliche Ziele wie das Konzept der „Superblocks“, wie sie bundesweit heißen, verfolgt: anhalten, verweilen und zukünftig selbst bei sommerlich höheren Temperaturen im Schatten sitzen und gemütlich miteinander reden.

Bild: Beatrix Sieben, ISSO

„Superveedel“ in Köln auf dem Vormarsch

Köln soll grüner werden. Die ersten Stadtviertel machen von sich Reden: Pilotprojekt ist das „Lebenswerte Winzerveedel“ zwischen Barbarossaplatz, Südbahnhof und Volksgarten. Von diesem können sich erste Erfahrungswerte auf neue Projekte übertragen lassen. Daneben gibt es weitere „Superveedel“-Projekte.

Am 21. September 2025 präsentierte sich der Dorothee-Sölle-Platz, zwischen Stadtgarten und Mediapark gelegen, autofrei und bot hinter der Christuskirche Gelegenheiten für Spiel und Spaß. Die 47 Pkw-Stellplätze waren gesperrt. Das ermöglichte Informationsstände und Kulinarik aus dem Viertel und sorgte so dafür, dass die Besuchenden angeregt wurden zu verweilten. Iris Pinkepank, die Vorsitzende des Stadtgarten e.V., hatte mit Andreas Wolter, Bürgermeister der Stadt Köln, und Viktor Haase, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, die Politik direkt mit ins Gespräch einbezogen. Diese beiden äußerten sich wohlwollend und lobten die Initiative, die von Beginn an auch die Stadtverwaltung mit ins Boot geholt hatte und nun mit diesem Parkplatz-Tag auch für die Bürgerinnen und Bürger sichtbar werden wollte.

Langer Atem ist notwendig

Bei der abschließenden Diskussionsrunde in der Christuskirche bot sich die Gelegenheit für die Interessierten, das Konzept und das weitere Vorgehen genauer unter die Lupe zu nehmen. Es konnte auch mitdiskutiert werden: Wer sich traute, durfte sich einfach auf den freien Platz in der Runde setzen und seine Frage oder sein Anliegen einbringen.

Bild: Beatrix Sieben, ISSO

Im Gespräch verdeutlichten sich die Herausforderungen, die das Projekt mit sich bringt: Die Verwaltung sieht ihre Aufgabe darin, den Durchgangsverkehr umzuleiten und somit das Viertel verkehrstechnisch zu entlasten. Die Anwohnenden sollen nicht ganz auf Parkplätze verzichten. Deren befürchteter kompletter Wegfall hatte in Vorgesprächen zu Ressentiments und Ablehnung in Sachen Umgestaltung geführt.

Auf der Grundlage der Ergebnisse einer von der Firma ampido durchgeführten Erhebung lässt sich ein denkbarer Ansatz entwickeln. Es geht dabei darum, neben den öffentlichen Parkplätzen auch den Zugang zu privaten Parkplätzen zu erschließen, insbesondere, da hiervon derzeit 50 % nicht ausgelastet sind. Hier braucht es noch viel Überzeugungsarbeit, das kostet Zeit, Gesprächsbereitschaft und einen langen Atem.

Mit diesem Ansatz und der Unterstützung von vielen überzeugten Mitwirkenden mag das Projekt gelingen. Deutschlandweit gibt es derzeit um die 100 Initiativen von Supervierteln dieser Art.

Mehr zu Superblocks bundes-, europa- und weltweit: https://de.wikipedia.org/wiki/Superblock

Beitrag in Kölner Stadtanzeiger: https://www.ksta.de/koeln/koelner-innenstadt

Bild: Beatrix Sieben, ISSO

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