Soroptimist International Club Koblenz sensibilisierte im Görreshaus für Frauenrechte
Der Soroptimist International (SI) Club Koblenz feierte im September sein zwanzigjähriges Bestehen und nutze die Gelegenheit, um aufzuzeigen, dass Frauenrechte unverhandelbar sind und ihre Verteidigung unerlässlich für eine stabile Demokratie ist.
Unter dem Vortragstitel „Under Pressure? Engagement gegen Rechts für eine emanzipatorische Gesellschaft“ fand Prof. Dr. Alice Blum, Professorin für Soziale Arbeit und Extremismusforscherin, klare Worte zur aktuellen Lage: „Die Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht der Bürger, insbesondere gegen den Staat. Das meint wiederum nicht, dass alles, was sich zwischen zwei Synapsen wutentbrannt Bahn bricht, unwidersprochen herausposaunt werden kann. Im Gegenteil – Meinungsfreiheit gewährt einem das Recht auf Widerspruch.“
Darüber hinaus rief sie dazu auf, sich zu solidarisieren, eigene Vorurteile zu reflektieren und aktiv für pluralistische Werte einzustehen. Dass dies notwendig ist, verdeutlichte sie anhand aktueller Zahlen zu rechtsextremistischen Entwicklungen in Deutschland: 2024 wurden über 50.250 organisierte Rechtsextremisten gezählt, davon sind – nach wie vor – circa 15.300 gewaltbereit. Allein 2024 gab es 37.834 rechtsextremistisch motivierte Straftaten, darunter 1.281 Gewalttaten. Seit 1990 gab es mindestens 219 rechtsextremistisch motivierte Morde. „Das zeigt“, so Blum, „extrem rechte Positionen sind nicht nur eine Meinung in einem pluralen Meinungsspektrum – sie sind in der Konsequenz tödlich.“
Blum wies nachdrücklich auf den neuen Trend zur Unterwanderung von Gleichstellung im Netz hin: „Tradwives“ („traditionelle Ehefrauen“) sind Frauen, die sich bewusst für ein Leben in traditionellen Geschlechterrollen entscheiden, also vorrangig die Rolle von Hausfrau und Mutter ausfüllen, und dies in sozialen Medien wie TikTok und Instagram als Influencerinnen präsentieren. Propagiert wird ein konservatives Familienmodell, das als erstrebenswerte weibliche Selbstverwirklichung dargestellt wird. Eine Bewegung, die sich als Rückschritt ansehen lässt und antifeministische Werte fördert.
Solche tradierten Frauenbilder gehören ins Weltbild der extremen Rechten. Der weltweite Rechtsruck betrifft daher auch im Speziellen Frauen und Mädchen. Dem engagiert zu begegnen und aktiv an einer nachhaltigen Verbesserung für Frauen in rechtlicher, sozialer und beruflicher Hinsicht mitzuwirken, dazu äußerte sich Blum und verwies auf die Notwendigkeit des Zusammenhalts von Politik, Frauenorganisationen und Netzwerke – wie er auch durch die Soroptimistinnen gelebt wird.
Die Koblenzer Club-Präsidentin betonte dazu in ihrer Begrüßungsansprache: „Auch das aktive Frauennetzwerk des SI Club Koblenz wird sich weiterhin für Demokratie und die Stärkung von Mädchen und Frauen lokal, national und international einsetzen.
Wie wertvoll diese Arbeit auch für Koblenz ist, machte Oberbürgermeister David Langner deutlich: „Sie dürfen sich sicher sein: Ihr Engagement wird gesehen. Dabei sind die Orange Days, bei denen Sie ein starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen, nur eines von vielen Beispielen. Gewalt gegen Frauen ist unentschuldbar. Insofern danken wir Ihnen sehr für zwanzig Jahre SI in Koblenz.“
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Alice Blum, Frankfurt: https://www.iu.de/hochschule/lehrende/blum-alice/
Aktuelles Jubiläums-Projekt SI Club Koblenz „Zukunfts-Check“: https://www.si-club-koblenz.de/blog-posts/zukunfts-check