Wie kam es dazu, dass eine Bibliothek auch Saatgut anbietet?
Die Idee der Saatgutbibliothek stammt ursprünglich aus den USA. Als Reaktion auf die Zunahme von gentechnisch verändertem Saatgut und zur Erhaltung der Sortenvielfalt entstanden dort vor einigen Jahren sogenannte „Seedlibraries“. Diese Idee wurde von anderen Bibliotheken, z.B. in Frankreich und Deutschland aufgegriffen.
Auch die Stadtbibliothek Koblenz als Informationszentrum, Wissens- und Kommunikationsort möchte mit diesem Projekt einen kleinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Pflanzenvielfalt in heimischen Gärten leisten.
Warum ist es der Saatgut-Bibliothek wichtig, vor allem samenfeste Sorten anzubieten – und was bedeutet das für Hobbygärtner:innen?
Foto: ISSO-Nachhaltigkeitsworkshops – Vorstellung der Saatgutbibliothek im Rahmen des Programms
Die Stadtbibliothek Koblenz bietet samenfestes Saatgut an, da nur diese Pflanzen sich mit traditionellen Methoden vermehren lassen, ohne ihre sortenspezifischen Eigenschaften zu verlieren.
Bei den sogenannten „F1-Hybriden“ der Saatgutkonzerne, die heute den Markt dominieren, ist das in der Regel nicht der Fall. Hybridsorten für die industrielle Landwirtschaft sind genetisch gleichförmiger und benötigen meist Agrarchemie. Dadurch werden Böden, Gewässer und Natur geschädigt. Samenfeste Sorten sind genetisch breiter ausgestattet und können sich besser an ihre Umwelt anpassen.
Hobbygärtner:innen erhalten in der Saatgutbibliothek im Frühjahr samenfestes Saatgut, das sich für die Wiederaussaat im eigenen Garten oder auf dem Balkon eignet. Im Herbst nimmt die Bibliothek daraus gesammeltes Saatgut wieder zurück. So entsteht ein nachhaltiger Kreislauf wie bei der klassischen Buchausleihe. Jeder kann auf diese Weise ein wenig zum Klimaschutz und zur Biodiversität beitragen.
Wie war die Resonanz bisher? Gibt es besonders gefragte Sorten?
Im Jahr 2025 wird die Saatgutbibliothek in der Stadtbibliothek bereits zum dritten Mal angeboten. Es gab im Frühjahr wieder samenfestes Saatgut von Gemüse, Kräutern und Blumen, zum Teil eingekauft, zum Teil aus den Rückläufen des Vorjahres. Das Interesse und die Nachfrage waren erfreulicherweise sehr groß. Zu den Teilnehmenden zählten versierte Hobbygärtner:innen, aber auch Gartenanfänger:innen. Interessierte von Jung bis Alt kamen in die Bibliothek, um Saatgut auszuleihen und sich auszutauschen.
Besonders gerne werden die verschiedenen besonderen Tomatensorten (Wildtomaten, schwarze, gestreifte Tomaten etc.) mitgenommen, aber auch andere nicht alltägliche Gemüsesorten wie Gartenmelde oder bienenfreundliche Blumen sind gefragt.