ISSO Seminarreihe Mit Empathie gegen Rassismus 2025

Bei extrem rechten, rassistischen oder antisemitischen Taten spricht man auch von „Botschaftstaten“. Nicht alle diese Vorkommnisse werden mit einem Bekennerschreiben versehen. Die NSU-Prozesse haben bereits vor zehn Jahren deutlich gemacht, dass eine solche strategische Vorgehensweise ihren Schutz in der Anonymität sucht und durch den Mangel an Einordnung über eine lange Zeit hinweg unerkannt bleiben kann.

Das zentrale Ziel rechter Gewalt ist die Einschüchterung!

Foto: Beatrix Sieben, ISSO

Die Diskussionen und Debatten, die in der Gesellschaft und auf dem politischen Parkett geführt werden, bieten einen Resonanzraum, der die Tat legitimieren soll. Die Stimmung vor Ort kann dazu beitragen, dass die Drohung umgesetzt wird. Die hohe Anzahl rassistisch motivierter Angriffe seit 2015 bis hin zu Morddrohungen sprechen ihre eigene Sprache. Betroffen von verbalen oder tätlichen Angriffen sind verschiedene gesellschaftliche Gruppen. Ausgeguckt werden die anderen, die der Eigengruppe nicht zugehörig sind und auch nicht integriert werden sollen. Die Fremdgruppe wird diffamiert und für wertlos erklärt. Durch ihr Engagement für demokratische Rechte werden sie zu Gegner*innen und Feind*innen erklärt.

Mit ihrem Engagement für demokratische Alltagskultur fallen auch Journalist*innen und zivilgesellschaftlich engagierte Menschen in diese abgewertete und als feindlich eingestufte Gruppe. Die aktuellen Entwicklungen in den USA sprechen hier eine klare Sprache, wenn die Trump-Administration vorgibt, welche Wörter nicht mehr gewünscht werden. Man spricht von zweihundert Wörtern, die aus den Regierungsdokumenten verschwinden sollen.

„Es ist die Verantwortung aller, die in Freiheit leben, ihre Meinung zu äußern. Immer.“ Morgan Freeman (*1937)

Wer auch immer, sich gegen Radikalisierung und Gewalt ausspricht, braucht in der heutigen Zeit mehr Mut. Es wurden längst Tabus gebrochen. Tätliche Angriffe finden statt. Angegriffene sollten mit ihren Ängsten und Bedürfnissen ernst genommen werden. Es gibt spezialisierte Opferberatungsstellen, mobile Beratungsteams vor Ort und auch ausgebildete Polizist*innen, die Anzeigen wegen Angriffen, Attacken und Drohungen entgegennehmen und dabei helfen, die richtigen Wege einzuleiten, um diese strafrechtlich zu verfolgen. Je schneller die Angegriffenen unterstützt werden, umso sichtbarer und konkreter sie Hilfe erfahren, desto eher lassen sich die Tatfolgen einschränken oder bewältigen.

Mit dieser Haltung und Handlungsbereitschaft wird nach außen auch unmissverständlich Position bezogen: Den Gewalttätigen werden Grenzen aufgezeigt. Die Öffentlichkeit wird informiert und kann sich dazu verhalten. Empathie mit den Betroffenen führt zu sichtbarer Solidarität. Es gilt, eine Schweigespirale zu verhindern. Die Betroffenheit, die gegenüber den Opfern oder den Anverwandten gezeigt wird, kann verdeutlichen, dass humanistische Werte weiterhin im Vordergrund stehen und Menschenrechte unterstützt werden.

Haltung zeigen statt neutral agieren ist hier die Devise. Wie geht das?

  • Rücken stärken
  • Anteil nehmen
  • Unterstützung anbieten
  • Bedürfnisse der Betroffenen achten
  • Verantwortung ernst nehmen
  • Hilfsangebote aufzeigen

Mittlerweile gibt es viele Beratungsangebote in den Bundesländern. Hier eine Auswahl:

Beratungsstellen für Betroffene finden sich auf der Website des VBRG e.V.: https://verband-brg.de/

Mobile Beratungsteams: https://demokratiezentrum.rlp.de/beratung/mobile-beratung-gegen-rechtsextremismus-in-rheinland-pfalz

HateAid: https://hateaid.org/

Contra Rechtsextremismus: Eine Stiftung des Deutschen Anwaltsvereins: https://anwaltverein.de/de/stiftung-contra-rechtsextremismus

Bundesamt für Justiz: https://www.bundesjustizamt.de/DE/Home/Home_node.html

 

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