Es ist ein heißer Tag in Frankfurt Riedberg, es ist August und der Sommer zeigt sich von seiner drückenden Seite. Ein Bewässerungsfahrzeug besprüht einzelne Bäume, die sich mit der Hitze schwertun. „In Jordanien ist es jetzt nicht so heiß wie hier“, sagt Dr. Maram Jameel Noimat, eine Wasserexpertin aus Jordanien, die gemeinsam mit einer Delegation in Deutschland unterwegs ist.
Baumbewässerung Frankfurt-Riedberg, August 2024
Sie hören zu, als Michael Voss von der Stadtentwässerung Frankfurt erklärt, dass der Stadtteil Riedberg bereits vor 20 Jahren innovativ geplant wurde. Statt das Regenwasser zur Kläranlage zu leiten, wird es hier in großen begrünten Becken gespeichert. Das spart Wasser für die Bewässerung der Grünflächen und verhindert gleichzeitig, dass sich die Umgebung so stark aufheizt wie gepflasterte Straßen oder Wege. Und die Grundwasseranreicherung wird unterstützt.
„Ein besonderer Ort in Riedberg ist der Kätcheslach-Weiher, ursprünglich als Notlösung für den Regenrückhalt gedacht“, sagt Michael Voss´ Kollege Sebastian Meyer. Heute ist es einer der beliebtesten Plätze im Quartier – ein gelungenes Beispiel dafür, wie blau-grüne Infrastrukturen städtische Gebiete aufwerten können.
Regenrückhalteraum Frankfurt-Riedberg, August 2024
Von der Hitze zur Kühlung
Trinkwasserbrunnen in Koblenz- Flaschenauffüllung. August 2024
Von Frankfurt geht’s nach Koblenz – auch hier sind es über 30° Celsius und das Thema Wasser spielt eine zentrale Rolle. „Wasser war hier immer präsent“, erklärt Diana Spurzem von der Fachrichtung Bauingenieurwesen der Hochschule Koblenz. Hier ist sie unter anderem an einem Projekt für das Bundesprogramm Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel für die Stadt Koblenz beteiligt, in dem es darum geht, für den Stadtteil Rauental eine klimaangepasste und -resiliente Stadtgestaltung zu entwickeln. „Die Anwohner sind an die Hochwassergefahr von Rhein und Mosel gewöhnt“, betont die Wissenschaftlerin, „doch Trockenheit und Dürre – das sind Herausforderungen, auf die sich auch Koblenz erst einstellen muss“. Möglicherweise könne man hier von wasserarmen Ländern wie Jordanien lernen. Vieles befindet sich im Aufbau. So hat Koblenz bereits zahlreiche Informationen zu Überschwemmungen und Starkregen online verfügbar gemacht. Mit der App „Meine Pegel“ lassen sich die Wasserstände von Rhein und Mosel täglich überwachen.
Auch in Sachen Hitzeschutz hat sich schon einiges getan. An heißen Sommern wie diesem sehnen sich die Menschen nach Schatten und Abkühlung. Koblenz bietet dafür grüne Oasen: Parks, Wiesen am Rhein und Bäume, die Schatten spenden. Die Kühlwirkung dieser natürlichen Elemente lässt sich mit Wärmebildkameras beeindruckend belegen: Während ein geschotterter Weg in der prallen Sonne auf 46°C ansteigt, ist es auf einer Wiese im Schatten eines Baumes deutlich angenehmer bei etwa 25°C.
Temperaturmessung Schotterweg (46,3°C) und Wiese (26,7°C), Koblenz Nähe SGD Nord. August 2024, früher Nachmittag.
Blau-grüne Infrastruktur: Ein Konzept für Städte von morgen
Der Spaziergang führt weiter zu einem Trinkwasserbrunnen am Jesuitenplatz, wo die Gruppe ihren Durst stillen kann. Ein weiteres Highlight sind die grünen Wände mit integrierten Nebelduschen: so ein Sprühnebel kühlt auch von außen deutlich ab.
Grüne Wände mit Nebelduschen- willkommene Abkühlung am Koblenzer Rathaus. August 2024
Auf ihren zwei Spaziergängen konnte sich die Delegation von vielen Maßnahmen der blau-grünen Infrastruktur überzeugen, dank derer sich der Lebensraum Stadt auch an heißen Tagen angenehm gestalten lässt: Regenrückhaltebecken, multifunktionale Flächen, Wiesen und Bäume, Fassadenbegrünungen, Trinkbrunnen und Nebelduschen.
Blau-grüne Infrastruktur ist ein Konzept, das Städte lebenswerter macht und den Klimawandel aktiv angeht. In Koblenz werden diese im Rahmen der Studiengänge „Gewässerkunde und Wasserwirtschaft“ sowie „Umwelt-, Wasser- und Infrastrukturmanagement“ erforscht und gelehrt.
Studierende lernen hier, welche Bedeutung Gewässer für städtische Räume haben und wie sie integriert werden können. Von der Entsiegelung von Flächen über die Speicherung von Regenwasser bis hin zu modernen Wasserleitungssystemen – die Zukunft unserer Städte liegt in einem klugen und nachhaltigen Wassermanagement. So bleibt Wasser auch in den Städten der Zukunft verfügbar und Hitzeinseln werden minimiert.
Blau-grüne Infrastrukturen sind ein Schlüssel, um Städte widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels zu machen. Sie verbessern die Lebensqualität, indem sie Kühlung bieten, Wasser speichern und urbane Räume attraktiver gestalten.
Dörte Ziegler, Hochschule Koblenz – August 2024
Info: Gemeinsam mit der Hochschule Koblenz veranstalten wir einen Nachhaltigkeitsworkshop mit spannenden Themen rund ums Wasser. Am 24.06.2025 um 18 Uhr im Dreikönigenhaus. Hier geht’s zum Workshop: isso.de/nh