„In jeder Ecke grüne Lebensfreude“, so titelt das Magazin „kraut&rüben“ in seiner aktuellen Ausgabe. Ein Garten bedeutet Arbeit. Viele Stunden können in die Gartenarbeit fließen, bis es grünt und blüht. Deshalb gibt es so viele Leser schöner Gartenzeitschriften, denn Gärtnern in der Theorie ist einfacher und genügt möglicherweise vielen Menschen. Das Bedürfnis dahinter ist, sich wieder mehr mit der Natur zu verbinden, ein Gefühl, das immer mehr abhandenkommt und doch eine zentrale Bedeutung für unser Wohlsein hat.

Am 12. April 2025 startete das ISSO-Institut mit seiner neuen Workshopreihe „NACHHALTIG HANDELN. Workshops, die Zukunft gestalten“. Im Vordergrund steht hierbei, Wissen aus der Theorie in die Praxis umzusetzen. Oder um es noch kürzer auszudrücken: Vom Wissen zum Handeln zu kommen.

Martin Görlitz (Foto: ISSO)

Die erste Veranstaltung widmete sich dem Gärtnern. Vom Wissen zum Handeln bedeutet hier, nicht Gartenzeitungen zu lesen, sondern sich im positivsten Sinn die Hände schmutzig zu machen. Dabei entstehen Fragen. Welchen Sinn hat das eigene Gärtnern für mich und welche Ziele verfolge ich? Wieviel Fläche habe ich zur Verfügung, wieviel Zeit will ich investieren? Mit welchem persönlichen Anspruch widme ich mich der Arbeit, und welche helfenden Hände stehen zur Verfügung?

Vorgestellt wurden die ersten Erfolge und auch Misserfolge bei der Anzucht im eigenen kleinen Gewächshaus, Erfahrungen des Selbstversorgens sowie Möglichkeiten der Herangehensweise. Im Vordergrund stand der eigene Garten, aber es wurden auch Gemeinschaftsprojekte angesprochen.

Über sein persönliches Anliegen berichtete Martin Görlitz, der sich nach vielen Jahren des mehr theoretischen Gärtnerns nun für das konkrete Tun entschieden hat. Werkeln im Garten entwickelt für ihn heilende Kräfte und bietet ihm den Ausgleich für zu viel Kopfarbeit. Bücher dienen ihm als Hilfestellung, auch anekdotische Werke wie das Büchlein „Der kleine Gartenversager“, das dabei helfen kann, den eigenen hohen Anspruch etwas herunterzugefahren. Eine Selbstversorgung mit Lebensmitteln ist heute kaum mehr möglich, und Scheitern gehört zum Gärtnern dazu.

Kerstin Degen (Foto: ISSO)

Als Landschaftsgärtnerin ergänzte Kerstin Degen die Laienbetrachtungen und regte dazu an, Gärtnern als eine Geisteshaltung zu verstehen. Den Garten als einen Naturgarten zu gestalten, passt in die heutige Zeit. Das Konzept „Permakultur“ ist nicht nur eine Alternative zur Monokultur, die den Boden schnell auslaugt, sondern bietet auch für Menschen, die berufstätig sind und nicht mehr als eine Stunde pro Tag oder noch weniger in die Gartenarbeit stecken können, einen geeigneten Ansatz. Es brauchen dabei nicht alle Flächen betreut zu werden, einige Bereiche dürfen einfach „vor sich hinwachsen“ und sich dabei als Nahrungsquelle und Biotop für Insekten und Gartentiere entwickeln. Ihr konkreter Vorschlag, das eigene Gartenkonzept in drei Zonen zu denken, bietet eine vereinfachte Betreuung und somit eine zeitlich machbare Alternative, da nur eine von den drei Zonen intensiver gedüngt und gewässert werden muss. Permakultur bedeutet ebenfalls, in Kreisläufen zu denken und alles im Garten bestmöglich (wieder) zu verwenden.

Für Menschen, die keinen eigenen Garten zur Verfügung haben, bietet sich die Mitarbeit in Gemeinschaftsgärten an. Es gibt dabei auch die Möglichkeit, eigene Parzellen zu bewirtschaften. Die AWO und der BUND stellten ihre aktuellen Gartenprojekte vor und zeigten auf, dass hier neben der Freude an der Selbstversorgung und dem heilenden Grün auch das Miteinander eine große Rolle spielt: Es wird gemeinsam gearbeitet und anschließend auch gerne gemeinsam gefeiert.

Mit einer Wasserpumpe besteht ein direkter Zugang zu Wasser auf dem Gelände der AWO, das wird als großer Vorteil gesehen. Eine Herausforderung entsteht dann, wenn die städtisch genutzte Fläche für neue Bauprojekte gebraucht und abgegeben werden muss, dann ist nicht immer garantiert, dass die Pflanzerfolge und der entstandene Mikrokosmos erhalten bleiben. So zieht der AWO-Garten nun schon zum dritten Mal um und überlässt den Nachkommenden ein schönes Naturareal zur Weitergestaltung. Alle Mitwirkenden freuen sich darauf, dass die neue Fläche nun sehr viel größer sein wird und neben der Gartenkultur auch andere kulturelle Ereignisse beherbergen wird. Das Mitmachen im Gartenprojekt ist ohne eine Mitgliedschaft in der AWO möglich.

Der Gemeinschaftsgarten des BUND besteht schon seit insgesamt dreizehn Jahren und ist wichtig für das Koblenzer Stadtklima. Er hat sich durch viele Aktionen und Bürgerfeste bereits einen Namen gemacht. Ob Tomatenfest oder Erdbeerfest: Besuchende sind willkommen, auch zum Reinschnuppern oder um heimische Obstsorten zu ernten. Neben Pflaumen und Äpfeln gibt es auch Mirabellen. Ein gutes Verhältnis wird auch mit den Hobbygärtnern gepflegt, so gibt es auch hier einen jährlichen Kaffeeklatsch im Garten.

Lichthof (Foto: ISSO)

Bevor im Lichthof des Dreikönigenhauses praktisches Know-how zu Erde, Samen und Co. vermittelt wurde und alle Teilnehmenden selbst Hand anlegen durften, präsentierte die Stadtbibliothek ihr Konzept der Saatgutbibliothek. Jährlich im März wird hier samenfestes Saatgut abgegeben. Im Herbst werden dann Samen von heimischen Pflanzen eingesammelt. Zusammengearbeitet wird mit dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN). Das 3-Tütchen-Prinzip funktioniert. In diesem Jahr wurden alle Samentütchen bereits innerhalb einer Woche ausgegeben. Die Rückgabe im Herbst schwankt immer etwas. Hier wünscht man sich noch mehr Beteiligung.

Die Auftaktveranstaltung dieser Workshop-Reihe darf als gelungen betrachtet werden, denn alle Teilnehmenden gingen mit einem Lächeln im Gesicht sowie einem Tontopf mit Setzlingen und einigen Samentütchen in der Hand zufrieden nach Hause.

Weitere Informationen und Termine: https://isso.de/nh

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