Am Dienstag, dem 25. Februar 2025, fand in der Kulturfabrik Koblenz (KUFA) im Rahmen der Reihe community:kino der iranische Film- und Kulturabend statt. In der für dieses Format üblichen Weise stellten sich Menschen aus dem Iran vor, boten kulturelle Beiträge und kulturtypische kulinarische Leckereien.
Als Filmbeitrag wurde „Mother of the Earth“ ausgewählt, es handelt sich dabei um einen Dokumentarfilm von Mahnaz Afzali aus dem Jahr 2017. Der Film berichtet über das Lebenswerk der Umweltpionierin Hayedeh Shirzadi und ihres Mannes, die sich – trotz widriger Bedingungen in ihrem Heimatland – dem Erhalt von Umwelt und Natur sowie dem Kampf gegen achtloses „Zumüllen“ verschrieben haben. Shirzadi hat in Deutschland studiert und sich dabei als Agrarwissenschaftlerin mit Ideen der Rückgewinnung von Wertstoffen aus Müll vertraut gemacht. Anschließend kehrte sie in den Iran zurück und kämpft seither gegen Ignoranz, Dickfelligkeit, Unkenntnis und Patriarchat. Ein Kampf gegen Windmühlen, so mutet es an, wenn wir ihren leidenschaftlichen Einsatz bequem zurückgelehnt im Kinosessel, aber mit großem Respekt betrachten.
Foto: Podium beim community:kino (Foto: Beatrix Sieben, ISSO)
Für die Natur und für die Menschen
Shirzadi geht es darum, den Menschen die Schönheiten ihres Heimatlandes zu erhalten, ein Bewusstsein für Abfall und Wertstoffe zu schaffen sowie moderne Konzepte von Kreislaufwirtschaft bzw. Recycling einzuführen. Für die technische Umsetzung ist ihr Mann zuständig, der dafür notwendige Strukturen schafft und Menschen anlernt oder ausbildet. Als Abfallverwalterin in ihrer Heimatregion Gilan-e Gharb und dann in Kermanshah machte sie sich einen Namen und klopfte an viele Türen, um sich immer wieder einzumischen und sich Gehör zu verschaffen. „Der Müll fällt nicht aus dem Himmel, sondern aus unserer Hand“ ist ein Leitspruch, mit dem sie ihrer Überzeugung Ausdruck verleiht, dass man dem Zumüllen entgegenwirken muss. Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit allen, die ihr Anliegen verstehen und unterstützen und ermutigt ganz nebenbei auch Frauen, dass sie sich beruflich engagieren, um wirtschaftlich eigenständig zu werden.
Im anschließenden Filmgespräch wurde über die aktuelle Lage im Iran gesprochen und die Gäste aus dem Publikum konnten konkrete Fragen stellen.
community:kino – wie alles begann
Studierende und Lehrende des Instituts für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz äußerten in einer Seminarübung zur Praxis des Kulturmanagements im Sommer 2022 den Wunsch, Filme über die verschiedensten Kulturen der Welt öffentlich zu zeigen und dabei zugleich mit diesen Kulturen in einen direkten Austausch zu treten. Die Koblenzer Kulturfabrik, der Beirat für Migration und Integration Koblenz sowie das Institut für Medien und Pädagogik e.V. (medien.rlp) zeigten Interesse an einer aktiven Kooperation. Aus den gemeinsamen Überlegungen dieser Partner erwuchs das Konzept des community:kinos für Koblenz und die Region.
Spezifisches Ziel des Projekts ist ein interkultureller Austausch, um die Kulturen der in Koblenz und der Region lebenden verschiedensten Communitys kennen und wertschätzen zu lernen, Begegnungen zwischen sonst sich fremden Menschen zu ermöglichen sowie zu einer Gemeinschafts- und Identitätsbildung der Koblenzer Bevölkerung beizutragen.
Dazu findet alle zwei Monate ein Film- und Kulturabend mit wechselnden Communitys statt, die sich jeweils in kleinen Präsentationen, Vorträgen, Podien, durch kurze musikalische, literarische, tänzerische Beiträge oder ausgestellte Bilder, Fotos etc. vorstellen. Immer gibt es ein mitgebrachtes Buffet für die Gäste mit kulturtypischen Snacks und dann natürlich einen ausgewählten Film. Meist handelt es sich dabei um vielfach ausgezeichnete Filme von Regisseur:innen aus den Herkunftsländern.
Zu den Abenden kommen viele Gäste aus den jeweiligen Communitys und deren Familie und Freunde. Nach nun zwei Jahren erfolgreicher Umsetzung kommen auch regelmäßig viele Gäste aus Koblenz, die sich inmitten einer kulturellen Vielfalt wohlfühlen und die Möglichkeiten wahrnehmen wollen, konkrete Informationen aus den unterschiedlichen Kulturen zu erhalten.
Weitere Termine und Informationen zum community:kino hier.