Die Freistadt Christiania (dänisch Fristad Christiania, auch Freies Christiania) ist eine staatlich geduldete autonome Gemeinde und alternative Wohnsiedlung in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, die seit 1971 besteht.

Entstehung und Entwicklung bis heute

Das 34 Hektar große ehemalige Militärgelände im Kopenhagener Stadtteil Christianshavn liegt auf den historischen Wallanlagen der Stadt. Zuerst von den Anwohnenden des Stadtviertels als Spielplatz für ihre Kinder genutzt, entwickelte sich bald eine Übernahme des Gebietes durch Anwohnende und Wohnungssuchende. Begleitet von wirkstarker Öffentlichkeitsarbeit, erreichte die Vereinnahmung des Geländes eine breite Aufmerksamkeit. Federführend beeinflusste der Journalist und Publizist Jacob Ludvigsen diese Entwicklungen. Er erreichte viel Aufmerksamkeit mit seinem Artikel über „Die verbotene Stadt des Militärs“.

Christiania Leitsystem (Foto: Beatrix Sieben, ISSO)

Nahe am Wasser gelegen, ist das Gelände attraktiv für Bauunternehmungen oder Immobilienfirmen. Es hat eine wunderbar zentrale Lage und könnte nach wie vor ein spannendes, neues Stadtentwicklungskonzept sein. Denn auch in Kopenhagen fehlt – wie in allen vergleichbaren Großstädten Europas – Wohnraum.

Den Bewohnenden geht es jedoch um andere Ziele: Den Bestand zu wahren, das kulturelle Erbe von Gebäuden zu sichern und ohne großes Investment instand zu halten sowie für kreative und individuelle Wohn- und Lebensprojekte zu nutzen, erregte Aufmerksamkeit und Zuspruch. Ludvigsen war Mitautor von Christianias Leitbild, in welchem eine autonome Gemeinschaft ausgerufen wurde, die ein Vorzeigeprojekt für gemeinsames Leben und Arbeiten sein sollte: gemeinwohlorientiert, aber sich ökonomisch selbst tragend. Von anarchisch orientierten Haus- bzw. Gebäudebesetzungen entwickelte sich der Geist von Christiania hin zu einer autonomen Gemeinde – und stellt damit einen starken Kontrast zu der vorherigen militärischen Nutzung des Geländes dar.

Heute ist das Leben in Christiania geprägt von Selbstbestimmung und Selbstversorgung. Die knapp tausend Bewohnenden haben sich gut aufgestellt, um ihre wirtschaftliche Autonomie zu gewährleisten. Ein eigenes Elektrizitätswerk, ein Badehaus, eine gigantische Sporthalle sowie kleinere Hallen und Gebäude bieten die Grundlage für mannigfaltige Aktivitäten.

Doch es gibt auch Schattenseiten: Das Viertel ist durch Drogenkriminalität in die öffentliche Diskussion geraten. 2024 beteiligten sich deshalb Anwohnende an einer Polizeiaktion, lösten Cannabis-Verkaufsstellen auf und bezogen Stellung gegen Drogen und Gewalt.

Christiania Guided-Tour (Foto: Beatrix Sieben, ISSO)

Tourismus

Die legendäre Kommune ist darüber hinaus ein Publikumsmagnet geworden und zieht bis zu einer Million Besuchende im Jahr an. Diese (Durch-)Reisenden sind willkommen: Sie werden verköstigt, dürfen das Gelände durchstreifen, Kunst begutachten oder einkaufen.

Wer sich Kopenhagen und die Freistadt Christiania genauer anschauen will, bucht eine Führung vor Ort: Die Stadt in der Stadt ist allemal einen Besuch wert!

 

(Foto: Beatrix Sieben, ISSO)

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