Mal wieder ein Beitrag zum Greenwashing.

Kürzlich berichtete ein Kollege von einem Einkauf. Es ging um ein Poloshirt für 29,99 Euro, also keine Billigware. Das Etikett, natürlich aus brauner Pappe und in Umwelt-Farbgebung, weist auf „gute Baumwolle“ hin, unser Kollege fühlte sich gut bei dem Einkauf. Das Label stammt von einer Organisation „better cotton“, [1] die wir hier nicht alleine vorführen wollen, sondern nur als ein Beispiel unter vielen beschreiben. Der Käufer liest vor allem den Text

„Mit dem Kauf dieses Produktes unterstützen Sie unser Investment in die Mission von Better Cotton.“

Das ist klug formuliert, denn die Mission ist ja gar nicht beschrieben. Alles ist möglich. Darüber sieht der Käufer aber hinweg. Erst zu Hause fällt dann das Kleingedruckte am unteren Ende des Etiketts auf: „Dieses Produkt wurde über ein Massenbilanzsystem bezogen und enthält möglicherweise kein better cotton“. Wie jetzt? Wir möchten die Veganer sehen, die eine Packung kaufen mit der Aufschrift „ohne Fleisch“ und der dann zu Hause untendrunter lesen dürfen „kann aufgrund von Massenprozessen doch Fleisch enthalten“. Die gängige Formulierung dafür ist wohl: Geht’s noch?

Auf der Seite labelchecker.de[2] finden wir dann die Erklärung: „Die Better Cotton Initiative (BCI) wurde 2009 mit Unterstützung von Unternehmen wie H&M, adidas, IKEA oder Gap sowie NGOs wie dem World Wide Fund For Nature (WWF) oder Oxfam gegründet. Es handelt sich um eine Multi-Stakeholder-Initiative, der mittlerweile etwa 900 Mitglieder beigetreten sind. Ziel ist v. a., die Umwelt- und Arbeitsbedingungen bei der Baumwollproduktion zu verbessern. 12 % der globalen Baumwollproduktion werden durch die BCI zertifiziert.“

Es handelt sich also um eine Label-Initiative großer Hersteller. 12% der globalen Baumwollproduktion mal eben grün gelabelt, das ist ein Erfolg. So ist auch das Internet voll von kritischen Berichten, von der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel „Die Moderiesen und ihre schmutzige Baumwolle“[3] bis zu Youtube-Filmen.

Gegen die Absicht, bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für Baumwollfarmer zu ermöglichen, kann niemand etwas einwenden. Das Problem ist die Botschaft, die man den Kunden mitgibt, denn es geht nicht um organische Baumwolle, also Anbau ohne Pestizide. Das Produkt stammt zudem in keiner Weise aus einer nachvollziehbaren Lieferkette, wie das Wort „Massenbilanzsystem“ sagt. Damit werden die Verbraucher letztlich nur bewogen, einen höheren Preis zu akzeptieren. Ein zwingend besseres Produkt bekommen sie weder ökologisch noch qualitiativ. So schmilzt das gute Gewissen beim Einkauf dahin, oder vielleicht doch besser: Wer sich über so viel Dreistigkeit ärgert, schaut beim nächsten Einkauf vielleicht besser hin.

Zum Nachlesen:

[1]     Webseite der Organisation: https://bettercotton.org/

[2]     Labelchecker: https://labelchecker.de/label/69-better-cotton-initiative-bci/

[3]     Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/zara-h-m-baumwolle-cerrado-menschenrechte-umweltverschmutzung-1.6538931

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