Kulturschaffende berichten über eigene Beiträge zur Transformation
Eindrücke von der Konferenz „Kultur wirkt nachhaltig!“, die am 17. und 18.09.2024 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg stattgefunden hat.
Die zweitägige bundesweite Konferenz für Klimaschutz im Kulturbereich mit dem Titel „Kultur wirkt nachhaltig!“ wurde organisiert von der Initiative Culture4Climate, einem Akteursverbund unterschiedlicher Partner. Die Veranstaltung zeigte auf, dass die Diskussion um notwendige und mögliche Anpassungen an den Klimawandel in der Kulturwelt und bei vielen Kulturschaffenden aus dem gesamten Bundesgebiet angekommen ist. Culture4Climate stellte zentrale Projektergebnisse aus den vergangenen drei Jahren vor. Diese Beispiele für gelingende Transformation oder für Experimente von Veränderungsprozessen laden zur Nachahmung ein oder dürfen einfach stimulieren. Denn nicht alles lässt sich überall verwenden. Kultur ist ein breiter Begriff, es finden sich darunter sehr unterschiedliche Sparten, wie Musikhäuser, Theater, Museen, soziokulturelle Zentren, Bibliotheken, Galerien sowie vielseitige Akteur*innen aus der freien Kulturszene.
Die Konferenz wurde im Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) in Hamburg durchgeführt, einem bemerkenswert passenden Ort, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Seit Jahren legt das Museum sein Augenmerk auf dieses Thema, denn es setzt sich kontinuierlich mit Materialien und Stoffen auseinander und bildet durch Themenwahl und Ausstellungsinhalte schon lange den Nachhaltigkeitsdiskurs ab. Daneben ist die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft allerdings auch im Alltagsbetrieb des Museums angekommen, wie der kaufmännische Geschäftsführer Alexander Stockinger in seinem Grußwort als Gastgeber betonte: Die Verwendung und die Verwertung von abbaubaren Materialien für den Eigenbedarf gehören dazu. Aber auch Energiesuffizienz, das heißt, sich als Verbraucher mit einem ökologisch vertretbaren Energieverbrauch zufriedenzugeben – auch wenn dadurch einmal nicht alle Komfortansprüche erfüllt werden (können).
Energiesuffizienz wird schon einige Jahre in unterschiedlicher Weise gefördert, teilweise durch Bund, Länder und Kommunen. Für kleinere Organisationen steht ab diesem Monat ein vom Öko-Institut unter dem Dach von Climate4Culture entwickeltes Klima-Tool zur Verfügung, mit dessen Auswertung Organisationen in vier Themenbereichen ihren Status und eigene Vergleichswerte von Emissionen erheben können. Dabei werden Energie, Mobilität, Ernährung bzw. Catering und Materialien analysiert.
Im Rahmen der Konferenz standen folgende Fragen im Mittelpunkt: Welchen Beitrag leisten Kulturorganisationen, Kulturschaffende, Verbände, Kulturverwaltung und -politik zur Erreichung der nationalen und globalen Klima- und Nachhaltigkeitsziele? Vor welchen Herausforderungen stehen Kulturbetriebe mit ihren Beschäftigten – kurz- und mittelfristig – und welche Lösungsansätze gibt es? Und wo stehen Kunst und Kultur im Hinblick auf eine „Post-Agenda 2030“ und die Zukunft?
Sichtbarkeit und Transparenz schaffen
In unterschiedlichen Diskussionsrunden wurde miteinander gesprochen. Die Diskutierenden wechselten und es gab immer wieder Einblicke in praktische Erfahrungsberichte. Dabei wurde aufgezeigt, wie die Organisationen und die Beschäftigten sich den Herausforderungen teilweise sehr unterschiedlich stellen. Auch die Notwendigkeiten für Umgestaltungen, Sanierungen und Anpassungen von Gebäuden und ihrer Innenausstattungen wurden dabei betrachtet. Förderungen und Finanzierungen solcher Maßnahmen spielten für alle Beteiligten eine Rolle. Einig waren sich alle Beteiligten außerdem, dass es um eine andere Haltung geht, um Wandel und Transformation voranzubringen. Hier sind alle gefordert – doch noch etwas mehr die Führungskräfte, die anhand von positiven Narrativen ein Zukunftsbild und denkbare Szenarien aufzeigen können, um das Thema Nachhaltigkeit, welches häufig mit Verzicht assoziiert ist und deshalb schlechte Laune hervorruft, positiv zu besetzen und in Richtung Lust und Kreativität zu „stupsen“.
Die vielen unterschiedlichen Mitwirkenden und Projektverantwortlichen, die im Rahmen der Konferenz zu Wort kamen, demonstrierten eine erkennbare Aufbruchstimmung. Der Wandel in ihren Organisationen ist in Gang gekommen. Einige Organisationen berichteten von ihren Erfahrungen bei den Erhebungen in Form von Interviews oder Abfragen der Besucher*innen. Mobilität stand hier häufig im Vordergrund. Um Besuchende einzubinden, oder sie vielleicht sogar in Richtung Verhaltensänderungen zu motivieren z.B. statt mit dem Auto mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, braucht es kreativen Lösungen. Es braucht auch standardisierte Lösungen, damit der administrative Aufwand klein bleibt.
Climate4Culture
Das Öko-Institut e.V., das Netzwerk Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur (2N2K) sowie das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. (KuPoGe) stellen gemeinsam den Akteursverbund dar, aus dem sich Climate4Culture entwickelt hat.
Vertreter*innen des Akteursverbunds eröffneten das Veranstaltungsprogramm in der ersten Diskussionsrunde und erläuterten die Erfahrungen, Erfolge und Stolpersteine der drei zurückliegenden Jahre. Gerade die interdisziplinäre Zusammenarbeit schaffte Möglichkeiten von größerer Sichtbarkeit der Initiative und findet nun mit dieser Konferenz einen würdigen Abschluss. Mit vereinten und kompetenten Kräften im Bereich Nachhaltigkeit wurden mehr Menschen erreicht und für das Thema Wandel und Transformation gewonnen. Diese Arbeit könnte noch weitergeführt werden, darin waren sich die Initiatoren einig. Nun wird verhandelt, ob die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Preisverleihung
Bei der abendlichen Preisverleihung am 17.09.2024 wurden erstmalig Preisträger*innen für innovative, wirkungsvolle Klimaschutzmaßnahmen im Kulturbereich gekürt. Eine fachkundige Jury hatte aus knapp einhundert Bewerbungen eine Shortlist von zehn Kandidat*innen erhoben. Hiervon wurden für die Kategorien „Öffentliche Kulturorganisation“, „Private Kulturorganisation“ und „Einzelperson“ Preise im Gesamtwert von 10.000 € vergeben. Zentrale Kriterien für die Wahl waren Klimaschutzpotenzial, Kreativitäts- und Innovationsgrad, Impuls- und Breitenwirkung der eingereichten Ansätze. Der Preis ging an das Braunschweigische Landesmuseum, das Orchester des Wandels und an die Künstlerin Yana Zschiedrich. Über diese Einrichtungen wird ISSO in einem zukünftigen Beitrag berichten.
Weitere Informationen:
https://culture4climate.de/konferenz/#speaker