„Für alle! Demokratie neu gestalten“ in Bonn und „Demokratie: Vom Versprechen der Gleichheit“ in Frankfurt

Schon vor der EU-Wahl haben es viele Kulturschaffende und öffentliche Einrichtungen für notwendig erachtet, das Thema Demokratie aufzugreifen und in die Öffentlichkeit zu tragen. Ob als Sonderausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn oder im Historischen Museum Frankfurt: In beiden Fällen geht es darum, die Zerbrechlichkeit von Demokratie sowie aktuelle Gegebenheiten und Herausforderungen darzustellen. In den beiden Ausstellungen werden jedoch unterschiedliche Perspektiven eingenommen, das Thema Demokratie wird aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Wie zeigt sich Demokratie im sozialen Kontext, welche Debattenkultur zeigt sich im politischen Miteinander, welche demokratische Mitsprache braucht unsere Umwelt?

In Bonn stellen die Kulturschaffenden die Fragen: Braucht die Demokratie ein Update? Haben wir uns zu lange darauf verlassen, dass unsere Demokratie durch nichts zu erschüttern ist? Und sie kommen auf folgende Antwort: Mit Demokratie verhält es sich so: Es gibt sie nur, wenn wir fortwährend an ihr arbeiten. In einer Welt, die sich täglich verändert, muss sie ständig „fit“ gehalten werden. Es ist also Zeit, unsere demokratischen Muskeln zu stärken!

Ob die Muskelkraft ausreicht, können die Besucherinnen und Besucher selbst ausprobieren, wenn sie einer ca. drei Meter hohen Freiheitsstatue mithilfe einer Pumpe so viel Luft einblasen, dass sich ihr rechter Arm mit der Fackel der Freiheit in die Höhe streckt.

Foto: Beatrix Sieben, ISSO

In Frankfurt wird das Versprechen der Gleichheit kritisch hinterfragt: Sind die Errungenschaften der Demokratie überzeugend und bilden sie eine verlässliche Grundlage für die Gestaltung unserer Zukunft? Man besinnt sich auf die Revolution in Deutschland und „die Errungenschaften der Paulskirchenversammlung von 1848/49“.

Viele kreative Mitmachaktionen bieten Möglichkeiten der Interaktion. Es sind Ausstellungen, die einbeziehen wollen. In Frankfurt gelingt das noch konsequenter als in Bonn, denn hier gibt es Mitwirkungsmöglichkeiten für Erwachsene sowie auch für Kinder und Jugendliche. Meinungen werden abgefragt und visualisiert. Der Raum zeigt auf, wie viele Menschen sich schon beteiligt haben. Die Frankfurter Ausstellung ermuntert dazu, die eigene Stimme zu erheben und seine Meinung öffentlich zu machen.

Foto: Beatrix Sieben, ISSO

Beide Ausstellungen profitieren von der Mitgestaltung unterschiedlicher Kooperationspartnerschaften. Es werden vielseitige Materialien genutzt und Schauobjekte integriert, die auch Hingucker sind, zum Beispiel eine Säule aus leeren Glasflaschen, in die schriftliche Botschaften als Flaschenpost gesteckt werden können. Botschaften an die Welt oder an die Politik. Das macht Spaß und kommt gut an, die meisten Flaschen sind meist gut gefüllt. Neben Kunst- und Designobjekten werden aber auch Zeugnisse aus der politischen Kulturgeschichte sowie Medienbeiträge aus unterschiedlichen Zeitabschnitten integriert.

Fazit:

Es gilt, die Errungenschaften der Demokratie sichtbarer zu machen und sie in die öffentliche Diskussion zu tragen. Beide Ausstellungen erreichen dieses Ziel. In Frankfurt gelingt es, neben dem Informationswert einen gewissen Spaßfaktor einzuweben, davon profitieren besonders Familien, die sich mit Kindern in die Ausstellung wagen. Das wird insgesamt mehr junge Menschen ansprechen und ist tauglich für Schulklassen. Denn auch wenn wir zurückschauen und stolz sind auf die Errungenschaften „unserer“ Demokratie, scheint es noch wichtiger zu sein, nach vorne zu blicken, um die Zukunft zu sichern – dazu bedarf es der nächsten Generationen.

https://www.bundeskunsthalle.de/ausstellungen

https://historisches-museum-frankfurt.de/stadtlabor/demokratie

 

 

 

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