- Was war der Impuls, der zu der Veranstaltungsreihe community:kino führte? Wer ist beteiligt und mit welcher Motivation?
Studierende und Lehrende des Instituts für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz äußerten in einer Seminarübung zur Praxis des Kulturmanagements im Sommer 2022 den Wunsch, Filme über die verschiedensten Kulturen der Welt öffentlich zu zeigen und dabei zugleich mit diesen Kulturen in einen direkten Austausch zu kommen. Die Koblenzer Kulturfabrik, der Beirat für Migration und Integration Koblenz und das Institut für Pädagogik und Medien (Medien. RLP) zeigten Interesse an einer aktiven Kooperation. Aus dem gemeinsamen Nachdenken dieser Partner wuchs das Konzept des community:kino für Koblenz und Region.
Spezifisches Ziel des Projekts ist ein interkultureller Austausch, um die Kulturen der in Koblenz und Region lebenden verschiedensten Communities kennen und wertschätzen zu lernen, Begegnungen zwischen sonst sich fremden Menschen zu ermöglichen und zu einer Gemeinschafts- und Identitätsbildung der Koblenzer Bevölkerung beizutragen. Dazu findet aller zwei Monate ein Film- und Kulturabend mit wechselnden Communities statt, in denen die jeweilige Gemeinschaft sich in kleinen Präsentationen, Vorträgen, Podien, durch kurze musikalische, literarische, tänzerische Beiträge oder ausgestellte Bilder, Fotos etc. vorstellt. Immer gibt es ein (oft durchaus üppiges) Buffet für die Gäste mit kulturtypischen Snacks und dann natürlich einen ausgewählten Film. Meist sind es vielfach ausgezeichnete Filme von Regisseuren aus den Herkunftsländern migrantischer Communities oder auf die jeweilige Kultur der beteiligten Community bezogene Filme. Jeweils im Januar werden alle Communities, die im Vorjahr dabei waren zum Abend der Begegnung eingeladen. Selbstverständlich wieder mit einem interkulturellen, ansprechenden und begeisternden Film von und über die jeweilige Ethnie, Gruppe, Community. In diesem Jahr waren das armenische, ukrainische, pakistanische, italienische, türkische, kurdische und syrische Gemeinschaften, im laufenden Jahr werden es afrikanische, philippinische, chinesische, marokkanische Gemeinschaften sowie die Koblenzer queere Szene sein.
Die Unterstützung aus dem Programm „Demokratie leben“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Stadt Koblenz/Sparkasse ermöglichten dann die Umsetzung.
- Welche grundsätzliche Idee steckt dahinter, insbesondere aus Sicht von Kulturwissenschaftler:innen? Was erhoffen sich die Beteiligten für Koblenz?
Die Koblenzer Kulturwissenschaft widmet sich transdisziplinär den Bereichen Medien und Kommunikation, Ethnologie und der politischen Wissenschaft und möchte auch praxis- und transferorientiert in die Gesellschaft hineinwirken. Das passt im Projekt community:kino perfekt zusammen, alle Aspekte dieser Studienrichtungen fließen darin ein.
- Welche Herausforderungen waren / sind zu bewerkstelligen? Was wird sich 2024 ändern?
Die Communities nehmen das Angebot in der Kulturfabrik sehr gerne und mit großem Enthusiasmus auf, alle sind sehr engagiert bei der Gestaltung ihres Kultur- und Filmabends und sind von den gemeinsam ausgewählten Filmen regelmäßig begeistert. Zu den Abenden kommen viele Gäste aus den jeweiligen Communities und deren Freunde. Ein wenig scheu geriert sich das allgemeine Publikum. Die Gäste sind fast ausschließlich solche, die persönliche Kontakte in die Communities haben oder direkt angesprochen und eingeladen werden. Wir versuchen durch breit gestreute Öffentlichkeitsarbeit das Verhältnis von allgemeinen Gästen und den aktiv in ihrer Community Engagierten langsam zu verändern. Wir weisen bei Veranstaltungen unserer Partner, in der Presse, im Internet und durch Flyer und Plakate in der Stadt auf das wunderbare, vielfältige und bunte Angebot hin und freuen uns über jeden, der bei den Abenden einfach aus Interesse und Neugier dazukommt. Die meisten dieser neugewonnenen Besucher:innen kommen gern wieder.
Die Fragen wurden von Eckhard Braun und der Projektgruppe im Winterhalbjahr 2023/24 mit Lioba Buch, Nadine Becker, Alexander Czernia, Charlotte Görgen, Leah Helbach, Eva Herschbach, Lisa Münch, Lilly Rosenkranz, Xisheng Zhang, Manuel Probst beantwortet.
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