Wie präsent ist das Thema nachhaltiges Bauen in Ihrem Umfeld, welche Antworten oder Beispiele haben Sie dazu?

Leider wird das Thema Nachhaltigkeit in erster Linie an den technischen Einbauten für die Wärmeerzeugung und ggf. noch regenerativer Stromerzeugung festgemacht – auch in der Bewertung nach Zertifizierungen. Es werden jedoch mittlerweile bei zertifizierten Gebäuden auch die Lebenszykluskosten einzelner Baustoffe, deren CO2 Verbrauch in der Herstellung und auch die vermeintliche Lebensdauer der Baustoffe mit einbezogen. Das ist zwar aufwändig, zwingt jedoch dazu, die richtigen Fragen in Bezug auf suffiziente Konstruktion und die Baustoffwahl zu treffen. Langlebigkeit, Flexibilität, Suffizienz und zirkuläres Bauen sind hier die wichtigen Prüfsteine in der Konzeptfindung.

Werden wir noch lange in Stahlbeton arbeiten können – und was kommt danach?

Stahlbeton ist ja kein Teufelszeug… jedoch am besten nur dort einzusetzen, wo es kaum sinnvolle Alternativen gibt. Wir wissen, dass uns Rohstoffe nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Und natürlich sollten wir uns immer fragen, wieviel Aufwand und Energie stecken hinter der Erzeugung. Wir können heute schon durch Holzkonstruktionen viele Betonkonstruktionen ersetzen. Leider ist das hier in unserer Region oft noch eine Preis- und Angebotsfrage. Und wir sollten den schon einmal eingesetzten Beton als rezyklierten Beton mehr nutzen. Was kommt danach? Es wird fleißig geforscht: der uralte natürliche Baustoff Lehm wird hierzulande nur als Nischenprodukt eingesetzt. Es braucht dazu handwerkliche Kenntnisse… werden wir diese wiederbeleben können?
Das Bauen wird immer technischer und vorgefertigter. Aus meiner Sicht ist Stahl ein zu wenig genutzter und toller Baustoff, weil er praktisch immer wieder unbegrenzt eingebaut werden kann – ohne downgrading.

Welcher Rohstoff oder welche neue Methode in der Architektur ist für Sie besonders interessant?

Das Bauen von Morgen wird zunehmend technischer und vorgefertigter geprägt sein. Entsprechend verkümmert das Handwerk… heute schon!
Interessant sind Forschungen mit natürlichen Pflanzenfasern, Holzprodukten, Produkten aus rezyklierten Material und auch Pilzkulturen. Hier wird sich zukünftig einiges Neues ergeben, wenn neue Baustoffe und Konstruktionen aus der  Experimentierphase in die Anwendung kommen.

 


Auf unserer Veranstaltung „Gutes Bauen hat Geschichte: Was bleibt, was geht, was kommt?“ am Donnerstag, dem 26. Oktober 2023, ab 16.00 Uhr auf der Festung Ehrenbreitstein wird auch Joachim Rind im Podium mitdiskutieren. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.

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