Fotos: Dirk Schäfer

In Zusammenarbeit von ISSO mit dem Beirat für Migration und Integration (BMI) der Stadt Koblenz und durch die Unterstützung des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ konnte ein zweitägiges Argumentationstraining gegen Stammtischparolen durchgeführt werden. Die Veranstaltung fand im Rathaussaal der Stadt Koblenz statt, d.h. dort, wo der Stadtrat tagt und wo das politische Leben der Stadt stattfindet. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung durch Latif Rahmen, einen Trainer der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Das Konzept für das Argumentationstraining wurde in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Betroffenen und Beteiligten ausgearbeitet.

Das Training bot eine spannende Ergänzung zu dem ISSO-Seminar „Die Macht der Worte – Sprache als Ausdruck von politischer Haltung“, welches am 21. März 2024 unter Federführung von Beatrix Sieben vom ISSO-Institut im Dreikönigenhaus durchgeführt worden war. Sprache und Haltung wurden in diesem Seminar beleuchtet sowie deren Auswirkungen auf unser Denken. Ein Blick in unterschiedliche Jahrhunderte war dabei ebenso hilfreich wie der Blick in das aktuelle Tagesgeschehen, wo Sprache zur Polarisierung und Manipulation eingesetzt wird, um machtpolitische Interessen zu vertreten. Mit einem Blick auf den vereinfachenden Sprachgebrauch in der NS-Zeit zeigte sich die Notwendigkeit, einen Weg zu finden, nicht ohnmächtige, sondern machtvolle Sprachmuster zu entwickeln, die einen Gegenpol zu populistischer Sprache bieten können. Nicht einfach, aber notwendig!

Fotos: Dirk Schäfer

Auch das Argumentationstraining gegen Stammtischparolen vermittelte im ersten Teil am ersten Veranstaltungstag ein theoretisches Fundament: Wie entwickeln sich Vorurteile und manifestieren sich dauerhaft und unerschütterlich in unserem Denken? Die Notwendigkeit einer klaren und überzeugenden Sprachanwendung zeigte sich, nachdem in vier Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themenfeldern (u.a. Fremden- und Frauenfeindlichkeit) typische Vorurteile und (Stammtisch-)Parolen, wie man sie in der Öffentlichkeit überall vernehmen kann, gesammelt worden waren.

Fotos: Dirk Schäfer

Am zweiten Tag wurden Rollenspiele eingesetzt, um aufzuzeigen, wie die Macht von vereinfachter Sprache eine Kettenreaktion von Gefühlen auslöst, vor allem dann, wenn die Argumente wie Attacken angebracht werden und von Mitakteuren bestätigt werden. Das Überwinden von eigenen Gefühlen wie Ohnmacht, Scham, Empörung ist erforderlich, um auf der Basis von Faktenwissen gekonnt zu reagieren. Am Beispiel einer Gesprächssituation, wie sie im Arbeitsumfeld, z.B. in der Kantine oder am Mittagstisch mit Kollegen, überall vorkommen kann, wurde aufgezeigt, wie viel Haltung und Mut es braucht, gegen die verbalen, aber auch ganz subtilen ausländerfeindlichen (Stammtisch-)Parolen vorzugehen.

Ein sehr bestärkender Informationsaustausch untereinander, emotionale Begegnungen und persönlicher Erfahrungsaustausch waren die positiven Ergebnisse des Argumentationstrainings. Es wurde sehr schnell erkennbar, dass für eine gekonnte Argumentation weitere Übungsmöglichkeiten notwendig sein werden, gemäß der Redewendung: „Übung macht den Meister.“ Die Fortsetzung einer solchen Weiterbildung wurde von allen Teilnehmenden als sinnvoll erachtet und wird vom Organisationsteam für den Herbst/Winter angedacht.

Gruppenfoto der Teilnehmenden des Argumentationstrainings gegen Stammtischparolen im Historischen Rathaussaal Koblenz. Foto: Beirat für Migration und Integration / Dirk Schaefer

Weitere Informationen:

Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz

https://www.lpb.rlp.de/

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