Quelle: canva

Wenn an den tollen Tagen wieder Hunderttausende in den Karnevalshochburgen auf die Straßen gehen, dann stehen Frohsinn, Miteinander und Vergnügen ganz weit vorne. Woher die „Blömcher“ kommen und wie die „Kamelle“ verpackt sind, die geworfen werden, das spielt für die Karnevalisten – wenn überhaupt – nur eine nebensächliche Rolle. Noch machen bei den Umzügen nachhaltig produzierte und fair gehandelte Naschereien nur einen Bruchteil aus. Das Straßenbild nach einem Karnevalsumzug spricht seine eigene Sprache: Es wird tonnenweise Müll von der Straße gekehrt, darunter Konfetti, Plastikmüll und zerdrückte Kamelle. Ohne den Einsatz der letzten Bodentruppe, nämlich der „Kehrmänncher“, wie man die Mitarbeiter der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe liebevoll nennt, wäre die Innenstadt von Köln nach den Zügen vom Wochenende noch Tage oder sogar Wochen verdreckt.

Beim Rosenmontagszug in Köln waren in diesem Jahr 300 Tonnen Süßigkeiten im Einsatz, so kommentierten die Moderatoren des WDR. Diese Menge wurde von den elftausend Teilnehmenden geworfen oder verteilt. Das meiste davon landet bei den Besuchern und Karnevalisten, doch ein Teil landet auch auf der Straße. Nachhaltigkeit und Karneval scheinen nicht recht zusammenzupassen. Doch es gibt erste Versuche und Änderungen, die in die richtige Richtung gehen, damit nachhaltiges Feiern möglich wird.

Erst kleine Schritte zur Nachhaltigkeit

Da, wo viele Menschen sind, da ist Nachhaltigkeit besonders schwierig. Das betrifft aber auch andere Events und Festivals. Kompostierbare Pfandbecher haben dort vielfach bereits ihren Weg ins Straßenbild gefunden: Sie sehen aus wie Plastikbecher, können aber weiter verwertet werden. Bei einem Interview mit dem Deutschlandfunk im Jahr 2019 erklärte Michael Kramp vom Festkomitee Kölner Karneval, das den Rosenmontagszug organisiert: „Grundsätzlich ist da natürlich immer ein Zwiespalt zwischen dem, was man gerne hätte, aber es sind halt Hunderttausende von Menschen auf der Straße. Und Hunderttausende von Menschen produzieren immer – egal wo sie sind – produzieren Müll. Das heißt, auf null reduzieren wird man es nicht können.“

Quelle: canva

Kamelle und andere Süßigkeiten

Der Blick schärft sich auch hier in Richtung „fair gehandelter Kamelle und Süßigkeiten“, die als Wurfmaterial zum Einsatz kommen sollten. Im Jahr 2001 startete die Jecke Fairsuchung als landesweite Kampagne in NRW. Mit wachsendem Erfolg wirbt sie seitdem für Faire Kamelle und hat so eine neue Marke im Sortiment der Karnevalssüßigkeiten geschaffen. Alle Produkte kommen direkt von den Produzenten aus Fairem Handel und zum größten Teil aus biologischem Anbau. Sie sind speziell wurftauglich und möglichst umweltschonend verpackt und im ansprechenden Vereinsdesign gestaltet.

Mobilität, die in die Zukunft führt

Mobilitätspartner Ford stellte dem Festkomitee Kölner Karneval in der Jubiläumssession 2023 elektrifizierte Fahrzeuge zur Verfügung. Auch das Dreigestirn fährt elektrisch mit Ford Explorer Plug-in-Hybriden zu seinen rund 400 Auftritten im Kölner Stadtgebiet.

In diesem Jahr punkteten die Blauen Funken: Sie haben vollständig umgestellt auf kompostierbare Verpackungen und zeigen sich mit dem ersten elektrischen Zugwagen im Rosenmontagszug. Der sieht noch etwas nüchtern, futuristisch aus, aber wichtiger ist wohl, dass er die gesamte Strecke von knapp 10 km mit vielen Stop-and-gos durchhält. (1)

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen: Es gibt erste Bemühungen. Die Nachhaltigkeit ist in den Blick genommen. Es gilt, Bewährtes und Neues unter einen Hut zu bringen. Der Kölner Karneval darf Kultur und Brauchtum mit innovativen und nachhaltigen Konzepten anreichern. Testläufe sind willkommen. Die Kölnerinnen und Kölner sind gut darin, nicht alles gleich so perfekt umzugestalten. Erste Schritte dürfen sich zu weiteren Schritten ausbauen. Vielleicht hilft dabei, sich den Spruch „Dat mit der Heiterkeit, dat nehmen wir ernst!“von Trude Herr (1927–1991), einer Kölner Theaterdirektorin, Schauspielerin und Sängerin, in Erinnerung zu rufen – und diesen auf die Nachhaltigkeit anzuwenden.

(1) https://www.express.de/koeln/karneval/koelner-rosenmontagszug-2024-blaue-funken-mit-absoluter-neuheit-1-737025 (zuletzt abgerufen am 14.02.2024)

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