So ganz passt das nicht, oder doch? Im Basement (zu Deutsch: Untergeschoss) des Forum Mittelrhein, bekanntes Einkaufszentrum in der Mitte der Stadt, wurde ein Leerstand zu einem Kunst-Event. – Ein hilfreiches Kontrastangebot zum oder auch beim Einkaufen. (Ausstellung bis 09.12.2023)
Die Ausstellung verblüfft zunächst, denn sie hat die Qualität einer Galerie, ist optisch hochwertig gestaltet, kommt äußerlich nicht als Kampfansage gegen jeden Konsum einher. Man denkt, dass sich eigentlich jede*r Passant*in in diesen großen Raum verirren könnte oder sollte.
Tritt man näher heran, erschließt sich der Inhalt aber ohne große Kraftanstrengung, was ja bei Kunstprojekten schon mal der Fall sein kann. Gleich am Eingang die Installation „Beichtstuhl für Kauf(haus)sünden“, eine Kiste, in die man sich hineinzwängen und Geschichten in ein Mikrofon sprechen soll.
Es gibt viel Visuelles, aber auch Objekte, Installationen. Zentral eine Anordnung von vier Monitoren, auf denen Gesichter bekannter Personen grafisch stilisiert und animiert sind, unterlegt mit Texten zum Ausstellungsthema. Der Blick weitet sich, es geht um mehr als Konsum. Die Macher schreiben dazu: „In unserer Gemeinschaftsausstellung mit 23 Künstler*innen präsentieren wir Kunstwerke, die als Visionen einer weit entfernten Zukunft zu verstehen sind.“ Auf dem Weg dahin stolpert der Blick über ein kleines Schild am Boden: „Alles weird gut“.
Die Macher beschreiben ihr Projekt „Gott der nutzlosen Dinge“
Wir von Heterotopia sind ein kleines Künstlerkollektiv, das für die Umsetzung andersartiger Kunstevents an ungewöhnlichen Orten brennt. Heterotopia entwirft ein Gegenkonzept zur klassischen Galerie und holt typisch großstädtische multidisziplinäre Events nach Koblenz. Für das Kunstevent „Gott der nutzlosen Dinge“ bespielen wir im Rahmen eines einwöchigen Pop Ups ein leerstehendes Ladenlokal im Forum Mittelrhein, Koblenz. Die Räumlichkeiten stehen durch ihre ursprüngliche Funktion im Zeichen des Konsums und gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit und gehen dadurch in einen kontroversen Dialog mit unserem Ausstellungsthema. In unserer Gemeinschaftsausstellung mit 23 Künstler*innen präsentieren wir Kunstwerke, die als Visionen einer weit entfernten Zukunft zu verstehen sind.
Gemeinsam mit der Atlasbar entsteht auf 600 qm ein temporärer Kulturort, an dem man angeregt von künstlerischen Eindrücken bei einem guten Drink in Austausch gehen und neue Perspektiven entwickeln kann. Aus einem unnützen Leerstand wird ein Erfahrungsraum, der ein anderes Erleben von sich selbst und unserer Gesellschaft ermöglicht. Ein Beichtstuhl für Kauf(haus)sünden, Sound- und Videoinstallationen, Kunstkiosk, Aftershowparty… — Mit dem „Gott der nutzlosen Dinge“ bekommt die Koblenzer Kulturszene ein neues Gesicht und kreative Impulse.