Filmemacherinnen in Deutschland. 

Bei knapp dreißig Prozent der fiktionalen Fernsehfilme in Deutschland führten Frauen Regie, das zeigt der siebte Diversitätsbericht des Bundesverbandes für Regie (2019 & 2020). Dieser Bericht wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen und zeigt die Entwicklung des Frauenanteils in den unterschiedlichen Sektionen Film (Kino), Fernsehen und Streaming. Die aktuellen Daten belegen, dass sich in den letzten Jahren die Anteile gerade im Bereich Fernsehen, aber noch mehr im Bereich Streaming erhöht haben. Ein gutes Zeichen! Auch wenn die Bezahlung pro Sendung von Regisseurinnen immer noch hinter der ihrer männlichen Kollegen zurückbleibt (im Schnitt 3.000 € weniger). Trotzdem zeigt sich ein positiver Trend, der sich auch in den Filmhochschulen erkennen lässt. Hier studieren alljährlich fast gleich viele Frauen und Männer. Es lohnt sich also ein genauerer Blick auf die Newcomerinnen – und gerade das hat sich der SI STAR zur Aufgabe gemacht.

Das weltweite Frauennetzwerk Soroptimist International (SI) fördert die Chancen von Frauen und Mädchen in allen Teilen der Erde und organisiert sich deutschlandweit in über 220 SI Clubs. Das Projekt SI STAR wurde vom SI Club Mainz initiiert und wird von mehr als zwanzig weiteren deutschen Clubs (unter anderem auch dem SI Club Koblenz) unterstützt.

In den vergangenen Jahren wurden weitere Unterstützende und Sponsoren hinzugewonnen, ebenso wurden neue Partnerschaften gebildet, die das Projekt haben groß werden lassen. Mit dabei ist auch das Filmforum Rheinland-Pfalz.

Der SI STAR wird alle zwei Jahre während der Berlinale von Schirmherrin Malu Dreyer überreicht, die in diesem Filmwettbewerb für Regisseurinnen eine vorbildliche Initiative sieht, um den weiblichen Blick in Filmen und Fernsehbeiträgen abzubilden.

Am 5. November 2023 zeigte der SI Club Mainz anlässlich einer Matinee im CinéMayence in Mainz die Shortlist der für den SI STAR 2024 nominierten Filme. Keine leichte Aufgabe für die Jury, diese sieben professionellen oder dokumentarisch anspruchsvollen Filme zu bewerten. Ganz unterschiedliche Geschichten werden erzählt: von Frauen oder Familien, von Benachteiligungen und Diskriminierungen. Gesellschaftliche oder religiöse Begrenzungen werden aufgezeigt, die sich dem eigenen Leben oder persönlichem Wachsen entgegenstellen und bewältigt oder akzeptiert werden wollen. Ob Laienschauspielende oder professionelle Schauspielerinnen, die kurzen Filmausschnitte (Trailer) regten das Interesse des versammelten Publikums an, das sich aus Cineasten sowie Clubschwestern aus Mainz und den Förderclubs zusammensetzte. Die Würdigung eines professionellen Anspruchs aller Filmemacherinnen an eine qualitativ hochwertige Filmarbeit, getragen von großem Engagement, lag spürbar im Raum.

Ein zusätzliches Highlight der Veranstaltung war ein Gespräch mit Caroline Link, die 1964 in Bad Nauheim geborene Drehbuchautorin und erfolgreiche Filmregisseurin, die über ihre Erfahrungen im Filmmetier und über ihren persönlichen Werdegang berichtete. Sie gab Einblicke in die besonderen Herausforderungen einer Buchverfilmung: Die Lebensgeschichte von Hape Kerkeling in „Der Junge muss mal an die frische Luft“ (2018) wurde ein großer Publikumserfolg. Mit ihrem Film „Nirgendwo in Afrika“ erhielt die Filmemacherin 2003 einen Oskar. Eindrucksvoll berichtete sie über die Machart ihrer aktuellen Drama-Serie über gelingende Kindertherapie „Safe“, die aktuell in der Mediathek von ZDFneo zu sehen ist.

Bisherige SI STAR Preisträgerinnen

2016
Die Dokumentarfilmerin Maike Conway. Sie hatte zehn Jahre lang ein Mädchen mit der Kamera begleitet, das von Geburt an HIV-positiv war – ihr Geheimnis, das dem Film, dessen Veröffentlichung sie an ihrem 18. Geburtstag zustimmte, seinen Titel gab: „Corinnes Geheimnis“ (2015). Maike Conway, die seit vielen Jahren mutige und großartige Filme gemacht hatte, erhielt erst nach dem SI STAR zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den „Blauen Panther“ und den „Grimme-Preis“. Weiterhin Sylke Enders mit der Lobenden Erwähnung 2016.

2018
Sonja Maria Kröner für ihren Film „Sommerhäuser“ und Asli Özarslan für ihren Dokumentarfilm „Dil Leyla“. Carolin Genreith empfing die Lobende Erwähnung 2018 für ihren Dokumentarfilm „Happy“.

Alle Preisträgerinnen sowie die für den SI STAR nominierten Regisseurinnen sind später mit wichtigen Filmpreisen ausgezeichnet worden oder haben Aufträge und Chancen erhalten, die sie auch auf die Aufmerksamkeit rund um den SI STAR zurückführen.

2020
Isa Willinger für ihren Dokumentarfilm „Hi, Ai“. Der Förderpreis ging an Christina Ebelt für das Sozialdrama „Sterne über uns“. Beryl Magoko erhielt den Sonderpreis für „In Search“.

2022
Sarah Blaßkiewitz für den Spielfilm „Ivie wie Ivie“. Den SI STAR Förderpreis erhielt Janna Ji Wonders für ihren autobiografischen Dokumentarfilm „Walchensee Forever“. Monika Treut und Maria Speth erhielten für ihre Dokumentarfilme „Genderation“ und „Herr Bachmann und seine Klasse“ den SI STAR Sonderpreis.

 Quellen: 

https://clubmainz.soroptimist.de/si-star-filmpreis

https://www.si-club-koblenz.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Caroline_Link

https://www.zdf.de/serien/safe

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