Zu Besuch bei der Braubrüderschaft in Dausenau

Körperliche Arbeit wird hier belohnt: Das Brauteam [Foto: GÖ]

Arbeit? Bier? Das kaufe ich doch als Büchse oder Flasche? In unserer indu(r)strialiserten Welt kann man sich bei den meisten Nahrungsmitteln nicht mehr vorstellen, sie zumindest gelegentlich selber herzustellen. So wie die Anzucht von Salat und Gemüse im eigenen Garten aber viel Spaß machen kann, ist es auch beim Bier. Wir sind deshalb nach Dausenau gefahren, wo die „kleinste gewerbliche Brauerei“ von Rheinland-Pfalz (oder Deutschland?) ansässig ist. Um es gleich vorwegzunehmen: Beim nächsten Brautag sollten Sie hinfahren.

Dausenau ist eine Reise wert, vor allem an ganz bestimmten Tagen. Nicht weit von Koblenz entfernt wird nämlich bestes Bier in reiner Handarbeit, ohne Automatisierung und Maschineneinsatz, gebraut. Dazu trifft sich etwa fünfmal im Jahr eine kleine Gruppe von begeisterten Hobbybrauern, holt alte Wasch- oder Wurstkessel aus dem Schuppen, baut Ofenrohre dran, heizt wunderbares Quellwasser auf, und dann kommt der erste besondere Moment, das Einmaischen.

Ein schönes Bild ganz zu Beginn: Das Einmaischen [Foto: GÖ]

Nach jeweils unterschiedlichen Rezepten werden rund 45 kg Malz eingerührt und genau überwacht eine Zeitlang auf verschiedenen Temperaturen gehalten. Es folgt das Läutern, und beim anschließenden Kochen bekommt der Sud die kleine Menge Hopfen dazu, die maßgeblich über den Geschmack entscheidet.

Mancher Besucher denkt, dann sei das Bier fertig, aber noch fehlt der frischen Bierwürze ja die Hefe, die Gärung und schließlich die Reifung über einige Wochen. Deshalb gibt es sehr wohl Bier zu verkosten, aber jeweils vom letzten Brautag.

Moderne Welt: Fotografieren statt machen. Dabei kann man vieles selber, sogar Bier. [Foto: GÖ]

Obwohl der ganze Gärprozess bis zur Abfüllung am Brautag gar nicht sichtbar wird, bekommen die Besucher schnell einen Eindruck dafür, dass Bierbrauen doch Arbeit ist. Doch wer die Brauer befragt, hört nichts von zu großer Mühe: Zum einen gelingt den Dausenauern ihr Bier auch wirklich hervorragend, und darüber hinaus vermittelt die „Arbeit“ ein gutes Gefühl der Selbstwirksamkeit, wie es in der Psychologie heißt.

Vielleicht springt also der Funke bei den Besuchern in doppelter Weise über: Einmal im Verständnis für gutes, handgebrautes Bier, oder gar für das Gefühl, dass wir durchaus wieder mehr Dinge selber machen können.

Der nächste Brautag ist am 7. Oktober. Mehr unter https://www.braukultur.info/

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