Lebensmittelverschwendung ist ein Problem, das auch in Deutschland immer stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt. Mindestens elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle entstehen jedes Jahr in Deutschland, die Umweltschutzorganisation WWF kommt mit Ernteverlusten und Lagerabfällen sogar auf 18 Millionen Tonnen. Paradoxe Größenordnungen angesichts einer wieder wachsenden Zahl hungernder Menschen weltweit.
Die weltweite Lebensmittelverschwendung ist zudem der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen nach China und den USA. Ackerflächen, Wasserverbrauch, Dünger und Pestizide werden für nichts verwendet. Es ist ein vermeidbares Problem, das sich auf die gesamte Gesellschaft auswirkt.

Ein Ziel der EU-Abfallrahmenrichtlinie, sieht in Deutschland vor, bis 2030 den Abfall in Einzelhandel, Gastronomie und Privathaushalten im Vergleich zu 2020 zu halbieren. Anfang des Jahres warb der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir daher zusammen mit dem FDP-Justizminister Marco Buschmann für eine Verfahrensänderung im Strafrecht: Wer Lebensmittel aus Abfallcontainern von Supermärkten fischt – das „Containern“, soll nicht mehr unbedingt strafrechtlich verfolgt werden. Trotz dieser ersten Schritte ist das Problem der Lebensmittelverschwendung noch immer massiv.
Um das anvisierte Ziel zu erreichen, hat die Bundesregierung eine nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung entwickelt. Diese beinhaltet eine Vielzahl von Maßnahmen, die sowohl von der Regierung als auch von der Wirtschaft und den Verbrauchern umgesetzt werden sollen.
Eine wichtige Maßnahme ist die Verbesserung der Datenlage. Die Bundesregierung möchte genaue Daten zur Lebensmittelverschwendung in Deutschland sammeln, um gezieltere Maßnahmen ergreifen zu können. Außerdem sollen Lebensmittelabfälle in Zukunft genauer erfasst werden, um zu verstehen, wo genau welche Mengen an Lebensmitteln verschwendet werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sensibilisierung der Verbraucher. Die Bundesregierung möchte die Bevölkerung für das Problem der Lebensmittelverschwendung sensibilisieren und aufzeigen, wie jeder Einzelne dazu beitragen kann, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. Hierzu werden unter anderem Informationskampagnen und Bildungsangebote geplant.
Auch die Wirtschaft soll stärker in die Pflicht genommen werden. Die Bundesregierung möchte gemeinsam mit Unternehmen der Lebensmittelbranche Strategien entwickeln, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Hierzu gehört unter anderem die Verbesserung der Produktions- und Lieferprozesse sowie die Überprüfung von Haltbarkeitsdaten und Verpackungsgrößen.

Neben diesen Maßnahmen will die Bundesregierung auch konkrete gesetzliche Regelungen erlassen. Hierzu gehört unter anderem die Förderung von Initiativen, die Lebensmittelrettung und -verteilung ermöglichen.

Insgesamt zeigt die nationale Strategie der Bundesregierung, dass die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ein wichtiges Ziel für die Zukunft ist. Dabei sind alle Akteure gefragt – von der Regierung über die Wirtschaft bis hin zu den Verbrauchern. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung kann die Verschwendung von Nahrungsmitteln langfristig reduziert werden.

Der Dokumentarfilm „Taste the Waste“ brachte 2011 das Thema der Lebensmittelverschwendung in die öffentliche Diskussion. Der Film zeigte Szenen, die bis dahin nur wenige gesehen hatten: körbeweise Brötchen, die in einem Abfallcontainer landen. Radlader, die Kisten voller verschlossener Joghurts abladen. Und Bananen, die zu Brei gestampft werden, weil sie ein paar dunkle Stellen haben. Die 2011 aktive Bundesregierung gab damals eine Studie in Auftrag zur Frage, welche Abfälle wo und in welcher Menge anfallen, und gründete das Informationsportal „Zu gut für die Tonne“. Das Portal ist geblieben – aber auch das Problem. Valentin Thurn, der Regisseur von „Taste the Waste“, kritisiert heute, dass die Politik vor allem auf Privathaushalte abzielt und zu wenig Druck auf die Industrie ausübt. „Es gab immer die politische Maßgabe: Wir machen nichts, was die Industrie nicht will“, sagt Thurn. “ Deswegen ist wenig passiert.“
Dabei spielt die Industrie eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Sie ist für etwa 30 Prozent der Lebensmittelabfälle in Deutschland verantwortlich. Während der Einzelhandel nur sieben Prozent der unverbrauchten Lebensmittel wegwirft, entfallen auf die Industrie 17 Prozent. Hier liegt ein großes Potenzial zur Verbesserung.

Um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, müssen alle Akteure zusammenarbeiten. Privatpersonen sollten bewusster einkaufen, weniger wegwerfen und Reste verwenden. Der Einzelhandel sollte Lebensmittelüberschüsse spenden und vernünftig lagern. Auch in der Gastronomie und in der Lebensmittelindustrie müssen Abfälle reduziert werden. Einzelne Initiativen und Projekte, wie etwa die Community Kitchen aus München haben gezeigt, dass es möglich ist, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Ihr ISSO Team.

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