Wie ist Klimaschutz wählbar?
Heute greifen wir einen Newsletter auf, den der Verein „Konzeptwerk Neue Ökonomie“ in diesen Tagen verschickt, zusammen mit einer gut gemachten Analyse der wichtigsten Parteiprogramme unter dem Blickwinkel Klimaschutz. Die fällt leider ernüchternd aus, denn keine Partei liefert umfassende Ideen und Lösungen für die zwingend notwendige Begrenzung der Erderwärmung auf das Maß von 1,5°.
Unter den sieben Kategorien Klimaziele, Wirtschaftssystem, Energiewirtschaft,
Industrie, Verkehr, Landwirtschaft sowie Wohnen und Gebäude sind jeweils die Aussagen aus den Parteiprogrammen übersichtlich zusammengestellt. In der Auswertung sieht man, wie auch die Grünen ihr Programm gegenüber früheren Aussagen abschwächen, um vermutlich für breitere Gruppen wählbar zu erscheinen. Schlimm finden wir (siehe Seite 17), dass wohl keine Partei dazu Stellung bezieht, wie der Energieverbrauch unserer Gesellschaft insgesamt drastisch reduziert werden kann. Also geht am Ende alles so weiter auf dem Wachstumspfad, nur hoffentlich ein klein wenig grüner. Das passt zum Fazit auf Seite 31 rechts: Viel Technik, wenig Gesellschaftsveränderung.
Dabei gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen, dass mehr Technik unsere Umweltprobleme aller Voraussicht nach nicht lösen wird. In der Vergangenheit wurden Effizienzgewinne immer in die neuerliche Steigerung eines Faktors umgewandelt und damit mehr als ausgeglichen. Dieser Wachstumsgedanke ist aus unserem Wirtschaftssystem scheinbar nicht herauszukriegen. So fehlt jeder Beweis, dass sich Wachstum und Umweltverbrauch entkoppeln lassen, dennoch setzen alle Parteien auf ein mehr oder weniger grünes Wirtschaftswachstum. Und, leider: Wegdigitalisieren kann man den Klimawandel auch nicht.
Das führt uns zu dem Trend, den wir alle kennen: Glaubt man der Werbung, gibt es längst fast nur noch grüne Produkte und ökologisch arbeitende Unternehmen. Nur zu oft werden wir dabei hinters (fossil betriebene) Licht geführt. Allein zur irreführenden Verwendung des Wortes „umweltfreundlich“ könnte man Bücher schreiben. Das Wuppertal Institut hat deshalb einen konkreten Leitfaden erstellt, „wie können Unternehmen klimaneutral werden“. Einen breiten Raum haben darin Empfehlungen, es nicht bei kompensatorischen Maßnahmen zu belassen, also für die bestehenden schädlichen Emissionen Ausgleichsmaßnahmen einzukaufen oder CO2-Emissionen im großen Maßstab abzuspalten und zu speichern.
Die Anstrengungen müssen an der Wurzel der Emissionen greifen, nicht im Beseitigen der Folgen. Das gilt für die Industrie und ebenso für uns als private Verbraucher. Weniger oder kaum Müll produzieren ist deutlich sinnvoller als Mülltrennung und dessen energetische Nutzung.
Zurück zum Blick auf die Parteiprogramme für die anstehende Bundestagswahl bleibt nur die diffuse Hoffnung, dass die gesellschaftlich notwendige Veränderung hin zur Reduktion von Produktion und Konsum irgendwie doch noch erkannt und möglich gemacht wird.