Die Karikaturenausstellung „Ein Ort. Irgendwo“ im Dreikönigenhaus wurde am vergangenen Donnerstag, dem 6. Februar 2020 mit einer Finissage unter dem Motto „Frauen auf der Flucht“ beendet. Viele Interessierte waren gekommen, das ISSOlab bis auf den letzten Sitz- und Stehplatz gefüllt. Ausstellung und Abend luden dazu ein, sich mit der globalen Thematik „Gewalt an Frauen“, und auch persönlichen Erfahrungsgeschichten und Schicksalen auseinanderzusetzenEs war kurzweilig den unterschiedlichen Geschichten und Fakten zu lauschen und das Gehörte bei Liedern der Musikschule „Zwischen den Weinbergen“ und einem Glas Wein zu reflektieren und die visuellen Eindrücke der Karrikaturen aus 64 Ländern aufzunehmen.
Beatrix Sieben, ISSO, und Teresa Holzer, Engagement Global, begrüßten als Kooperationspartner und führten zunächst mit Informationen und Hintergründen zu den ausgestellten Werken in die Veranstaltung ein. Die Wanderausstellung mit ca. 80 Exponaten, die im Rahmen eines internationalen Karikaturenwettbewerbs der EXILE-Kulturkoordination eingesendet wurden, zeigt ein buntes und internationales Bild über die Verletzungen von Menschenrechten und verdeutlicht die Aufforderung: KünstlerInnen sollten eigene Eindrücke, Perspektiven und Erlebnisse zu Flucht und Migration darstellen. Ausgewählte Werke, die im Dreikönigenhaus ausgestellt wurden, zeigten nicht nur Impressionen von Schmerz, Hindernissen und Problemen, sondern -auch Hoffnungen, die vor, während und nach der Flucht erlebt werden, und kritisierten ebenso strukturelle Bedingungen und gesellschaftliche Reaktionen.
Im Rahmen ihres Impulsvortrages lieferte Petra Keller, medica monidale e. V. Hintergrundinformationen zu „Frauen auf der Flucht“ – genderspezifische Fluchtursachen, aber auch Gefahren und Gewalterlebnisse, die Frauen nicht nur vor, sondern auch während und nach der Flucht, beispielsweise in Ankerzentren, erleben. Sie bezog sich in ihrem Vortrag jedoch nicht nur auf Frauen, die international flüchten, sondern betonte auch, dass Gewalt gegen Frauen immer noch im häuslichen Umfeld und innerhalb von Deutschland gegenwärtig ist – beispielsweise für Frauen, die Unterkunft in Frauenhäusern suchen.
Daniel Steiger, Leiter der Fachstelle für katholische Erwachsenenbildung in Koblenz, leitete „als Mann unter Frauen“ die anschließende Podiumsdiskussion. Hier berichteten Karima Faddane (Integrationslotsin der Stadt Koblenz), Soumaia Talo Alolabi, die als Journalistin in Syrien politisch verfolgt und für 13 Monate inhaftiert wurde, und Roula Dallal, die in Syrien als Lehrerin gearbeitet hatte, von ihren Heimat- und Fluchterlebnissen. Es wurden sehr persönliche Eindrücke und Gefühle vermittelt. Im Raum hätte man eine Stecknadel fallen hören, so interessiert folgten die Besucher und Besucherinnen den Beiträgen. So unterrichtete Roula Dallal mit einigen Kolleginnen auch weiter, als die Schulen aufgrund der Kriegsgeschehnisse längst geschlossen wurden. Wenn beispielsweise eine Bombe einschlug, wurde alles notdürftig repariert, die Fenster mit Vorhängen verhangen, damit die SchülerInnen die Einschläge und Zerstörung nicht mit ansehen mussten, und der Unterricht ging am nächsten Tag weiter. Dieser Pragmatismus verlieh den Frauendie Kraft und den Mut auch während und nach der Flucht, das Geschehene durchzustehen, zu verarbeiten und in Deutschland eine neue Heimat zu finden.
Der schönste Moment für Soumaia Talo Alolabi nach ihrer Ankunft in Deutschland? Ihre minderjährigen Kinder wieder in ihre Arme zu schließen, nachdem mit dem Schlauchboot das Mittelmeer überquert, auf Lesbos angekommen und von dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Auto und zu Fuß den Weg nach Deutschland für ein friedliches Leben auf sich genommen hatte. Was Roula Dallal in Deutschland fehle? Eigentlich nichts. Vielleicht ein wenig die Spontaneität – während man in Syrien einfach bei seinen Freundinnen auf einen Tee vorbeischaue, brauche man in Koblenz plötzlich auch für die Freizeit einen Terminkalender. Das sei aber das einzige. Ansonsten sei sie einfach sehr froh, im friedlichen Deutschland ein zweites Zuhause gefunden zu haben.
Bei einem Glas regionalen Wein aus dem Weinhaus Knebel, der vom Club Soroptimisten Koblenz gesponsert wurde, klang der Abend aus. Bei dem sich neue Kontakte knüpfen ließen und viele eher „spontane Gespräche“ ergaben. Die Karikaturenausstellung macht sich ab dem 14.02. wieder auf den Weg und wird ab dem 2. März 2020 im Bildungszentrum Kirkel im Saarland zu sehen sein. Eindrücke zur Ausstellung vermitteln einige Bilder zur Veranstaltung.
Das ISSO Institut dankt allen Kooperationspartnern und vor allem dem Beirat für Migration und Integration Koblenz sowie von ganzem Herzen den mitwirkenden Frauen in der Podiumsdiskussion, die den Mut aufgebracht haben, ihr persönliches Leben mit vielen Menschen zu teilen. Hier geht es zur Berichterstattung von Engagement Global zur Finissage.