Die Digitalisierung bewirkt den größten gesellschaftlichen Veränderungsprozess unserer Zeit. Auf allen Ebenen, beruflich wie privat, jung wie alt, morgens wie abends greifen digitale Geräte in unser Leben ein. Innerhalb einer Generation haben sich unsere Berufe ebenso stark verändert wie das Zusammenleben in der Familie.
Alles wunderbar, sagen die einen. Nie hatten wir so viele technische Möglichkeiten wie heute, und hinterwäldlerisch, wer davon nicht alles benutzt. Die große Angst ganzer Regierungen lautet, den Anschluss an die von uns selbst geschaffene Technik zu verlieren.
Dabei, so warnen die anderen, könnten wir uns nicht nur selbst überfordern, sondern vor allem die Ressourcen unseres Planeten weit über seine Möglichkeiten strapazieren. Digitalisierung ist nicht nachhaltig, sie benötigt – siehe die Bitcoin-Technologie – riesige Energiemengen. Die Digitalisierung kann sowohl auf uns selbst wie auch auf unsere Umwelt verheerende Folgen haben. Überforderung durch Reizüberflutung ist dabei die harmloseste Formulierung.
Diesen Aspekten gehen die Autoren mit nüchternem Blick nach und beschreiben die durch Digitalisierung nötigen „Anpassungsleistungen“ gesellschaftlicher Systeme. So betrachten sie unter anderem den wichtigen Punkt, welche Beziehung Digitalisierung und Demokratie zueinander haben. Es ist wie so oft bei technischen Erfindungen: Wohl und Wehe liegen nebeneinander. Während die Digitalisierung zweifellos die Tür zu unendlicher Bildung öffnet, tut sie das auch für beliebige Manipulation, aus welchen Motiven auch immer. So kommen die Autoren zu dem Konzept einer „sanften Digitalisierung“, die am Ende aber nicht ohne staatliche Regulierung denkbar ist. Auch Sprengstoff ist nicht in jedem Baumarkt frei erhältlich.
Felix Sühlmann-Faul, Stephan Rammler: Der blinde Fleck der Digitalisierung. 2018 oekom Verlag München, ISBN 978-3-96238-088-5, 22,00€.