Grenzerfahrungen – in diesem Fall nicht räumlich begriffen, sondern existenziell – treffen den Menschen unerwartet durch Schicksalsschläge oder durch die bewusste Übertretung gesellschaftlicher Normen. Bewusst herbeigeführt, sind sie Zeugnis von Ängsten, Sehnsüchten und Hoffnungen.
Die Filmreihe „Cinema Confluentes – Kino im Dreikönigenhaus“, die das Bundesarchiv, das Kulturamt der Stadt Koblenz und das Institut für zukunftsfähiges Wirtschaften (ISSO) gemeinsam organisieren, wirft im Jahr 2017 einen Blick auf Extremsituationen des Lebens und die Randbereiche der Gesellschaft.
Die zugrundeliegenden, teilweise realen Biografien verleihen den Filmen, die im diesjährigen Sommerkino präsentiert werden, besondere Relevanz. Vom 16. August bis zum 6. September wird jeweils Mittwochabends ein anderer deutscher Spielfilm zu den Themen Islamistischer Extremismus, Manie, Homosexualität und Drogensucht gezeigt. In die Filme führen Mitarbeiter des Bundesarchivs ein. Im Anschluss gibt es jeweils einen „Film-Talk“. Die folgenden Filme werden gezeigt:
Fremder Freund (Deutschland 2003, 105 Min.)
Mi., 16.08., 19.30 Uhr (Einlass: 19.00 Uhr)
Chris (Antonio Wannek) bekommt einen neuen Mitbewohner in seiner Studentenbude: Den jemenitischen Studenten Yunes (Navid Akhavan). Sie freunden sich an und erleben gemeinsam fröhliche Studententage in Hamburg. Dass sie aus unter-schiedlichen Kulturen kommen, empfinden sie als Bereicherung ihres Alltags. Bis sich Yunes immer mehr zurückzieht und ganz offensichtlich in islamistischen Kreisen verkehrt. Dann rasen am 11. September 2001 Flugzeuge in das World Trade Center in New York – und Yunes ist verschwunden …
23 – Nichts ist so wie es scheint (Deutschland 1998, 99 min)
Mi., 23.08., 19.30 Uhr (Einlass: 19.00 Uhr)
Als Kind konservativer Eltern rebelliert Karl Koch (August Diehl) in den 1980ern, der Zeit von Friedensbewegung und Anti-Atomkraft-Demonstrationen, gegen das westdeutsche Establishment. Er geht den Vernetzungen von Macht und Wirtschaft nach und steigert sich in den Glauben an eine weltweite Verschwörung hinein. Gemeinsam mit seinem Freund David (Fabian Busch) recherchiert er weiter, hackt sich in Datennetze, verkauft die geklauten Daten an den KGB, nimmt Pillen und Drogen, um sich wachzuhalten – bis er völlig aus der Spur kommt.
Coming Out (DDR 1989, 113 Min.)
Mi., 30.08., 19.30 Uhr (Einlass: 19.00 Uhr)
Den überlebenden Verfolgten des Nationalsozialismus kommt in der DDR besondere Bedeutung zu: Sie legitimieren den antifaschistischen Arbeiter- und Bauernstaat. Dies gilt jedoch nicht für die Homosexuellen, die auch dem sozialistischen Welt- und Gesellschaftsbild nicht entsprechen. Sie werden ins gesellschaftliche Abseits oder ins Schweigen gedrängt. Philipp (Matthias Freihof) muss sich diesem Problem stellen, als er über seine schwangere Freundin (Dagmar Manzel) auf Jakob trifft, mit dem ihm eine Jugendaffäre verbindet. Seine verdrängte Liebe zu Männern bricht auf und wirft ihn in eine tiefe Sinnkrise. Welche Entscheidung kann zur Befreiung werden?
Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (Bundesrepublik Deutschland 1981, 178 Min.)
Mi., 06.09., 18.00 Uhr
Christiane (Natja Brunckhorst) entflieht aus ihrer trostlosen Familiensituation ins Nachtleben West-Berlins und in den Drogenkonsum. Ihr Leben verläuft zwischen Schule, Sucht und Kinderstrich, die erträumte Freiheit vom Alltag erweist sich als Sackgasse. Detlev (Thomas Haustein), ihr Freund, der als Strichjunge sein Geld verdient, kann ihr nicht helfen. Als Christiane nach einem gescheiterten Entzug vom Drogentod ihrer besten Freundin erfährt, greift sie zu einer Verzweiflungstat.
Da am Veranstaltungsort nur 45 Plätze zur Verfügung stehen und wir keine Platzreservierung vornehmen können, empfehlen wir, frühzeitig vor Ort zu sein.
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-20674-0026 / Klein