Seit mehr als einem Jahr beschäftige ich mich mit verschiedenen Themenfeldern zu meiner Berufswahl: Dabei ist mir aufgefallen, dass sich wenige Berufsfelder mit den für mich wichtigsten Aspekten unserer Gesellschaft und der Zukunft beschäftigen.

Dazu gehören soziale, ökologische und ökonomische Aspekte. Während meiner Recherche habe ich schließlich ISSO entdeckt. Hier durfte ich in den letzten Wochen ein Praktikum absolvieren und habe unterschiedliche Perspektiven zur Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft kennengelernt. Ich habe mich während des Praktikums intensiv mit dem Thema soziales Unternehmertum auseinandergesetzt. Dies erscheint mir persönlich als das spannendste Berufsfeld, weil sich soziale Unternehmer mit den wichtigsten Fragen und Problemen der Welt auseinandersetzen und diese innovativ lösen wollen.

Das Thema Klimawandel hat in den letzten Jahren zunehmend an öffentlichem Interesse gewonnen. Dadurch wurden „Social Enterprises“ und „Sustainable Enterprises“ immer populärer. Immer mehr Menschen – unabhängig von ihrem Alter oder ihrem Geschlecht – setzen sich für soziale Themen wie Gerechtigkeit ein und möchten unsere Gesellschaft positiv beeinflussen. Ihre Meinung zum Thema Klimawandel äußern sie bei Demonstrationen wie etwa den „Fridays for Future“ Aktionen.

„Social Entrepreneurship“ – auf Deutsch: „Soziales Unternehmertum“ – könnte ein relevantes Geschäftsmodell für die Zukunft sein. In erster Linie streben diese Unternehmen keine Gewinnmaximierung an. Vielmehr regen die UnternehmerInnen durch den Vertrieb ihrer Produkte oder Dienstleistungen einen positiven Wandel in der Gesellschaft an.

Der Ansatz der unternehmerischen Tätigkeit liegt darin, gesellschaftliche und ökologische Probleme zu analysieren und Lösungen zu finden.

Das Start-up „fairafric“ z.Bsp. verkauft Schokolade, deren Produktion komplett in Ghana stattfindet. Damit schafft das Schokoladen Start-up Arbeitsplätze in Ghana und bekämpft die Armut. Gleichzeitig achtet „fairafric“ auf die Einhaltung der Menschenrechte ihrer Kakaofarmer. Diese sollen in Zukunft sogar mit Anteilen am Unternehmen beteiligt werden.

Weitere Unternehmen setzen sich für die Themen Bildung oder Arbeitsplatzschaffung für Menschen mit Behinderung ein. Der soziale Mehrwert steht also immer im Mittelpunkt des Handelns.

Weil aber insbesondere der Umweltschutz im Vordergrund vieler Start-Ups steht, gibt es eine extra Bezeichnung für Unternehmen, die sich auf die Bekämpfung des Klimawandels fokussieren. Solche Unternehmen werden „Sustainable Enterprises“ – auf Deutsch: „Nachhaltige Unternehmen“ gennant.

Wenn ein soziales Unternehmen gegründet wird, muss es im Gegensatz zu konventionellen Start-Ups drei große Herausforderungen meistern: Die erste Hürde stellt die Finanzierung des Start-Ups dar. Eine weitere Schwierigkeit ist die Sichtbarkeit des neu gegründeten Unternehmens und drittens gibt es nicht genug Ausbildungsmöglichkeiten für soziale Unternehmer. Durch diese drei Hürden ist der Markteinstieg für ein soziales Unternehmen schwieriger, als für ein konventionelles Geschäftsmodell.

Finanzielle Hürden

Damit allerdings ein allgemeines Umdenken stattfindet, die in den UN-Konventionen dargelegten Klimaziele erreicht und der CO2-Ausstoß verringert wird, müssen noch mehr Menschen erreicht werden. Bei der Mehrheit der Bevölkerung sind Social Enterprises noch relativ unbekannt, was vor allem daran liegt, dass soziale Start-Ups nicht die gleichen finanziellen Möglichkeiten wie kommerzielle Unternehmen haben. Oft müssen sich Gründer eines Social Business durch eigene Ersparnisse finanzieren, wobei kommerzielle Unternehmen eine bessere Chance haben staatliche Unterstützung zu erhalten.

Durch ihre innovativen Geschäftsmodelle sind die Unternehmen eigentlich finanziell unabhängig von Spenden. Sie finanzieren sich beispielsweise durch den Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen. Die Gewinne, die das Unternehmen macht, können dann größtenteils wieder in das jeweilige, soziale Ziel investiert werden. Doch an den finanziellen Hürden scheitern zu viele wertvolle Innovationen für unsere Gesellschaft.

Eine Möglichkeit für die Gründer von Start-Ups bieten Crowdfunding-Plattformen. Doch damit Personen ihr Eigenkapital in die Idee der Gründer investieren, müssen die Start-Ups gute Möglichkeiten haben sich präsentieren zu können.

Auf diese Hürde in der Wachstumsphase eines „Social Enterprises“ macht das „Social Entrepreneurship Network Deutschland“ (SEND) aufmerksam. Der Interessenverband fordert bessere finanzielle Förderungsmöglichkeiten für nachhaltige Gründer und Unterstützung seitens der Politik. Zudem macht SEND darauf aufmerksam, dass soziale Unternehmen zwingend mehr Plattformen erhalten müssen, auf denen sie sich vernetzen können.

Wettbewerbe und Sichtbarkeit

Eine wichtige Auszeichnung im Bereich Klima ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis. Dieser zeichnet Unternehmen bzw. Start-Ups, DesignerInnen, Studierende, Gemeinden und Städte in verschiedenen Kategorien aus. Die Auszeichnung mit dem Next Economy Award ist eine spezielle Kategorie nur für Organisationen und Sozialunternehmen, die in den letzten fünf Jahren in Deutschland gegründet wurden. Ihre Innovationen zur ökologischen und sozialen Transformation werden international ausgezeichnet. Der Award bewirkt durch seine große Aufmerksamkeit einen großen Schritt in der Bekanntmachung und dem Ansehen des Start-Ups.

Diese und weitere Plattformen tragen zur Verbreitung und Bekanntmachung von Innovationen und sozialunternehmerischen Tätigkeiten bei. Somit geraten Innovationen in das Sichtfeld vieler Verbraucher.

Die Stadt München hat bereits ein umfassendes Netzwerk für sozialunternehmerische Tätigkeiten. Mithilfe zahlreicher Vereine, Universitäten und „Social Enterprises“ sorgt die Stadt für die Sichtbarkeit von sozialen Unternehmen in Politik und Gesellschaft.

Beispielsweise setzt sich die Münchener Netzwerkorganisation „Social Entrepreneurship Akademie“, gegründet von vier Münchener Hochschulen, seit 2010 erfolgreich für das Thema ein.

Doch auch in der Umgebung in und um Koblenz wird die Bühne für soziale Unternehmen größer. Die wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Vallendar zeichnet jährlich grüne Gründer aus und bietet diesen somit eine wichtige Plattform.

Ausbildungsmöglichkeiten

Damit mehr Unternehmer den sozialen Mehrwert in den Mittelpunkt ihres Unternehmens stellen, müssen sie über die klassische Betriebswirtschaftslehre hinaus, mit der Modellierung und anschließenden Analyse von umweltbezogenen und sozialen Problemen vertraut gemacht werden.

Nur durch ein Umdenken der zukünftigen und jetzigen Unternehmer können passende Geschäftsmodelle zu unseren lokalen und weltweiten Problemen ausgearbeitet bzw. entwickelt werden.

An der Freien Universität Berlin (FU) wird ein Studium der Interdisziplinären Lateinamerikastudien angeboten, dass Studierenden die Möglichkeit für einen Berufseinstieg in ein soziales Unternehmen bietet.

Doch nicht nur für GründerInnen besteht die Möglichkeit etwas in der Gesellschaft zu verändern: Zwei beispielhafte Studentenvereine, die sich für soziale und ökologische Themen einsetzen, sind „Enactus“ und „Campus for change“. Bei „Enactus“ können Studenten praktische Erfahrungen im Bereich „Social Entrepreneurship“ sammeln und lernen schon während des Studiums, Probleme durch Innovationen zu lösen. Ein Projekt stellt Wasserfilter her, um Menschen in Tanzania Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen.

Dies zeigt, dass auch die Bedeutung von „Non-Profit Organisationen“ und Vereinen für die Gesellschaft und die Natur sehr ernst zu nehmen sind. Trotzdem müssen in Zukunft vor allem Unternehmen in ihrer Organisationsstruktur die Verbindung zwischen der sozialen und der unternehmerischen Dimension schaffen. Dadurch stellen sie einen unerlässlichen Teil in der Bekämpfung sozialer und ökologischer Probleme dar.

Zudem zeigt Punkt 17 der Sustainable Development Goals (SDG’s), wie wichtig Partnerschaften und Kooperationen zwischen zwei oder mehreren Unternehmen/Institutionen für die Vereinten Nationen zur Bekämpfung sozialer und ökologischer Probleme sind. Der Austausch von verschiedenen Partnern mit den gleichen Werten und Visionen, stellt somit einen wichtigen Bestandteil auf dem Weg zum Erfolg dar.

Ich persönlich bin der Meinung, dass soziale Unternehmen entscheidend zur Lösung von aktuellen Problemen beitragen. Ihre unternehmerischen Tätigkeiten stehen im Einklang mit den Sustainable Development Goals (SDGs) und ihr Handeln ist deshalb sehr wertvoll für die Zukunft unserer Gesellschaft.

Jana Bocklet (Klasse 12)

Bildmaterial: Pixabay Peggy und Marco Lachmann-Anke

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