Keine Konzerte. Keine Ausstellungen. Kein Kino. Keine Festivals. Kein Theater. Kein Café Philosophie. Keine Weihnachtsmärkte. Kein Nussknacker. Kein Lichterkonzert.

Der November gehört zur dunklen Jahreszeit. Weniger Sonnenstrahlen über den Tag führen zu Antriebslosigkeit, Müdigkeit und schlechter Laune. Für depressiv veranlagte Menschen nicht die beste Jahreszeit. Gerade jetzt verstummt die Kultur und draußen bleibt es still. Keine Ablenkung. Kein Miteinander. Keine kulturelle Ansprache.

Trotz Anpassungen an die eingeforderten Hygiene-Richtlinien wurde das gesamte kulturelle Leben auf Eis gelegt. Keine Angebote. In den Theatern und Konzertsälen wird lediglich geprobt. Geprobt für den Sankt-Nimmerleins-Tag. Für den zweiten Re-Start, wann auch immer er ausgerufen wird. Niemand glaubt so recht, dass dies noch 2020 geschieht. Finanzielle Unterstützung wurde zugesagt und angekündigt. Kommt sie auch wirklich und zeitnah bei den wartenden Akteuren an. Niemand hatte sich die neuen Goldenen Zwanziger so vorgestellt. Und keiner weiß, ob nach dem Überwinden der Corona-Pandemie, auf die wir alle hoffen, ein erneuter Re-Start gelingt. Werden wir uns jemals wieder in kleine enge Räume begeben, mit wenig Luftzirkulation und schlechter Belüftung. Haben Kleinkunst, Subkultur und Musikbars je wieder eine Chance auf kostendeckend ausreichende Besucherinnen und Besucher. Die Arglosigkeit der vergangenen Jahre dürfte verloren gegangen sein. Es wird Mut brauchen, sich das zukünftige Leben nicht von der Angst und dem Zweifel diktieren zu lassen, auch wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht.

Das Ausknipsen des kulturellen Lebens für Wochen hat junge Menschen noch weiter in virtuelle Welten getrieben und treibt die Depressionsrate nach oben. Eine Fixierung auf sich selber und das eigene häusliche Umfeld sind aber kontraproduktiv für gesellschaftliche Teilhabe. Unsere Gesellschaft braucht kreative Lösungen für komplexe Probleme. In den USA gewinnt Biden knapp über Trump und seinen erklärten egomanisch, rassistisch geprägten Nationalismus. Unsere demokratische Gesellschaft braucht andere Ansätze und neue Konzepte, die ökologischen Fragen des 21. Jahrhunderts zu lösen. Es braucht eine aktualisierte Geschichte über unsere Zukunft und über die Welt von morgen.

Musik findet immer einen direkten Zugang zu unseren Gefühlen und Theater eröffnet neue Perspektiven und Reflexionsfläche für Veränderungen und Absurditäten. Ob Sprechbühnen oder Konzertsäle, die unmittelbare Präsenz von Kunst und Künstlern wühlt auf und energetisiert. Die Unmittelbarkeit schafft einen direkten Zugang zu Emotionen, ermöglicht neue Sichtweisen und aktiviert Verständnis.

Eine Gesellschaft ohne Kultur verschenkt die Möglichkeit eines Gestaltungsraums zur konstruktiven Auseinandersetzung. Kreative und zukunftsfähige Ideen benötigen Anregungen und Impulse.

Ohne Kultur wird es still. Nicht nur draußen, sondern auch in uns drinnen. Dort wo unsere Orientierungslosigkeit zu einer innerlichen Zerreißprobe führt. Dort wo positives Denken gebraucht wird, um den veränderten Alltag zu bewältigen. Wo der Zweifel beruhigt und die Chance im Chaos erkannt wird. Wo wir uns selbst Stabilität in undurchschaubaren Zeiten geben können.

Gerade in Zeiten einer Pandemie braucht es Kultur.

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