Dienstagabend im Dreikönigenhaus. Jungautor Felix Bartsch und  Literaturwissenschaftlerin Anna Braun sind mit Interessierten zusammengekommen, um gemeinsam ein Buch zu besprechen, eines, das noch mitten im Entstehungsprozess ist, eines, von dem bisher noch nicht einmal klar ist, wann es veröffentlicht werden wird. Wenn die Wissenschaft den Campus verlässt, erlauben sich Teilnehmende andere Fragen zu stellen. Das Format ist eine Art Wissenschafts-Transfer und bietet somit eine leichtere Art ins Gespräch zu kommen.

Es gehe bei dem Format „die Literatur und ihre Wissenschaft“, eine Kooperation zwischen der Uni Koblenz und dem ISSO-Institut nicht nur darum, Nachwuchsautoren eine Bühne zu bieten und Raum zu geben, um sich und ihr Werk zu präsentieren, sondern auch darum, das Praktische mit der Wissenschaft zu verbinden, leitet Beatrix Sieben in die Veranstaltung ein, die im Anschluss durch PD Dr. Werner Moskopp moderiert wird.

„Es ist immer gut, ein Buch ganz am Anfang zu beginnen“, leitet Felix seine Lesung ein und liest im Anschluss die ersten beiden Kapitel seiner Erzählung „Ein Spiel mit der Zeit“, die er selbst dem Genre der Fantastik zuschreibt. Dies sei übrigens nicht unbedingt beabsichtigt gewesen, viel mehr habe sich im Entstehungsprozess immer mehr herauskristallisiert, dass Zeitreisen und fantastische Wesen, denen die Protagonisten auf ihren Reisen begegnen, klare Charakteristika dieses Genres seien. Mit Humor und Liebe zum Detail beschreibt Felix in seinem Roman die Geschichte um den Protagonisten Wilhelm, einen Doktor der Physik, von dem sich niemand ernsthaft erklären kann, wie er es mit einer Dissertation über Traumfänger wirklich geschafft hat, diesen Doktortitel zu erlangen, und seiner Familie. Da ist sein Sohn, hauptberuflicher und leidenschaftlicher Holzfäller, der hofft, am Berliner Hauptbahnhof endlich eine deutsche Eiche, von der er schon so viel gehört hat, zu fällen, statt auf Bäume aber nur auf Frauen trifft, und Wilhelms Tochter, die den Vater im späteren Verlauf in den Strom der Zeit begleiten und gemeinsam mit ihm fantastischen Wesen begegnen wird.

Im Anschluss an die Lesung folgt der analytische Teil durch Literaturwissenschaftlerin Anna Braun. Sie erläutert den Interessierten die Hintergründe zu Zeitkonzepten in der Literatur und der Sprache, aber auch, welche Wirkung diese auf den Leser haben sollen anhand von Felix‘ Ausführungen und zieht Parallelen zu Michael Endes Zeitkonstrukten. Sie lobt außerdem Felix‘ ironische Metakommentare, Überraschungsmomente und die humorvolle, detaillierte Gestaltung der einzelnen Passagen.

Zum Abschluss erläutert Felix im Rahmen eines Dialogs mit den Interessierten den Entstehungsprozess seines Romans, dass er nicht einfach losschreibe, sondern konzeptionell vorgehe und dass er es für die beste Option hielt, sich für einen allwissenden Erzähler zu entscheiden. Nun sei der Roman inhaltlich fertig, werde aktuell von einigen Auserwählten gegengelesen, damit finale Änderungen eingearbeitet werden können. Im Anschluss wird Felix sich einen Verlag suchen. Ob es nicht komisch sei, wenn sein Werk von einer Literaturwissenschaftlerin „zerpflückt“ werde? Das verneint Felix. Es sei eher sehr lehrreich und interessant. Wir beobachten den weiteren Verlauf gespannt und hoffen, „Ein Spiel mit der Zeit“ schon bald in der Buchhandlung finden zu können.

Über den Autor: Felix Bartsch widmete sich nach seinem Masterstudium der Kulturwissenschaften ganz der Literatur. Neben Poetry-Slams, an denen er nicht nur teilnimmt, sondern die er auch organisiert, veröffentlichte er bereits seinen Debütroman: „Wer Avocado sagt, muss auch Bionade sagen“. Zurzeit arbeitet er an seinem zweiten Roman „Ein Spiel mit der Zeit“ aus dem er einzelne Passagen im ISSO vorlas. Weitere Informationen zu Felix gibt es auf seiner Internetseite.

Über die Literaturwissenschaftlerin: Anna Braun entschied sich nach ihrem Referendariat vorerst gegen den Schuldienst und für eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Koblenz im Bereich Literaturwissenschaften. Zurzeit arbeitet sie an ihrer Dissertation, in der Michael Endes Werke eine große Rolle spielen. Weitere Informationen zu Anna gibt es auf der Internetseite der Uni Koblenz.

Über den Moderator: Dr. Werner Moskopp ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assoziiertes Mitglied des Forschungsschwerpunktes „Kulturelle Orientierung und normative Bindung“an der Uni Koblenz. Mehr Informationen zu seiner Person gibt es auf der Internetseite der Uni Koblenz.

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