Schon zwei Jahre ist es her, dass dieses Buch bei Kiepenheuer&Witsch in Köln erschienen ist, nun liegt es auch als Taschenbuch vor und sollte viele Leserinnen und Leser finden.

An vielen Beispielen demonstriert der bekannte Wissenschaftsjournalist, wie die Zukunft sich selbst und uns längst überholt hat. Der Ausfall seines Kaffeevollautomaten lässt ihn darüber reflektieren, dass wir längst sozusagen aus dem Innenleben des Fortschritts herausgehalten und zu Tastendrückern und Mausbedienern degradiert werden. Innerhalb von nur ein bis zwei Generationen hat sich unser Leben verändert, von zumindest teilweise autarken Selbstversorgern hin zu völlig abhängigen Konsumenten. Und all dies, ohne es bewusst wahrzunehmen. Ranga Yogeshwar weist darauf hin, dass früher die Zukunft aus der Vergangenheit emporwuchs, was sich als organisches Wachsen anmutete, jungen Bäumen ähnlich, die sich zaghaft nach oben recken, um nach Jahrzehnten ihren festen Platz im Wald zu sichern. Dem gegenüber sieht er bestehende Realitäten heute nahezu schlagartig durch disruptiven Wandel verdrängt.

Die Schnelligkeit, mit der nach einer Erfindung die Umsetzung folgt, scheint verzehnfacht. Ganze Wirtschaftszweige geraten ins Wanken. Die neue Kommunikation über Soziale Medien verändert das Miteinander im Berufsleben und in den Familien. Für Ranga Yogeshwar geht damit ein geschützter Raum verloren, in dem wir uns als Menschen auf Wandel vorbereiten könnten. Keine Zeit mehr, die Vor- und Nachteile des Neuen zunächst abzuwägen, bevor es Einzug hält. Prognosen für die Zukunft werden vielerorts gestellt. Sie sind jedoch schwierig, da sie aus dem gegenwärtigen Denken abgeleitet werden. Er prognostiziert, dass der Mensch der Zukunft anders denken und fühlen wird und anderen Träumen und Idealen folgen wird. Auch seine Selbstsicht und seine Gepflogenheiten könnten sich ändern. Schon die Differenz weniger Jahre machen einen Unterschied im Verhalten.

Wir sprechen dabei von „Digital Natives“ oder „Digital Immigrants“ oder den Generation X,Y,Z . Die Auflösung der Privatheit betrifft dabei uns alle. Aus der Sicht Yogeshwars ist die Zukunft plötzlich da, ohne dass wir gefragt wurden. Die relevante Frage dabei ist aus seiner Sicht: Schaffen wir die Zukunftsvisionen oder erschafft sich die Zukunft selbst und macht einen zu einem bloßen Passagier auf einer Reise ins Ungewisse?

„Nächste Ausfahrt Zukunft“ ist ein informatives Buch. Es blickt zurück auf vergangene Meilensteine der technischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen und vermittelt von dort den Blick auf eine sich wandelnde, zunehmend globalere Welt. Ranga Yogeshwar ist trotz kritischer Fragen ein unterhaltsames Buch gelungen, das uns einlädt, zu hinterfragen, mitzudenken und die Chance wahrzunehmen, selbst gestaltend aktiv zu werden. Ein Buch, bei dem der Wissenstransfer mit Leichtigkeit gelingt. Umso verständlicher, dass Ranga Yogeshwar in diesem Jahr den Ehrendoktortitel der Universität Koblenz-Landau erhalten hat.

 

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